Die Elbinsel wird zwei Tage lang zum “klingelnden Stadtteil“

Wilhelmsburg. Das wird ein buntes Wochenende auf der größten Flussinsel Europas: Das "Netzwerk Musik von den Elbinseln" ruft auf zu der Aktion "48 Stunden Wilhelmsburg". Vom Freitag, 18. Juni, bis zum Sonntag, 20. Juni, soll sich Wilhelmsburg zum "klingenden Stadtteil" wandeln.

Das Besondere an diesem Musikfestival: Die Konzerte sollen überall auf der Elbinsel stattfinden. "Egal ob Wohnzimmer, Waschsalon, Marktplatz, Autowerkstatt, Kiosk, Schrebergarten, Kanu oder Café: Kein Ort ist uns zu weit weg, zu ungewöhnlich, zu unbequem", sagt die Initiatorin des Musikwochenendes, Katja Scheer vom Bürgerhaus Wilhelmsburg.

Eingeladen sind alle Elbinselbewohner, die Musik machen: "Ob Chor, Blockflötenorchester, Folk-, Punk- oder Reggaeband - wir zeigen, wie vielfältig das kulturelle Leben in Wilhelmsburg klingt und machen die Elbinseln zur Bühne", sagt Katja Scheer.

Mitorganisator von "48 Stunden Wilhelmsburg" ist der Wilhelmsburger Musiker Benjamin Branzko, 28. Bei ihm laufen derzeit die ersten Anmeldungen für das ambitionierte Projekt ein. "Wir animieren die Leute, aktiv zu werden und ihre Stimme zu erheben", sagt der Musiker. "Wir wollen die Wilhelmsburger Veranstaltungskultur beleben - auch in der Gastronomie soll das Musikspielen und -hören wieder selbstverständlicher werden."

Wer Wilhelmsburg kennt, weiß um die kulturelle Vielfalt des Stadtteils. Die 50 000 Elbinselbewohner stammen aus 130 Nationen. "Aber haben sie sich schon einmal gefragt, wo die Musik von den Elbinseln eigentlich entsteht?", fragt Katja Scheer. "Wo das Cafe Royal Salonorchester probt? In welchem Wohnzimmer sich die Band für die türkische Hochzeit vorbereitet? Wie sich ihre Wohnung, ihr Schrebergarten, ihr Ladenlokal als Präsentationsort stadtteilgemachter Musik machen würde?"

So hat sich bereits die Formation Just for fun gemeldet und wird in ihrem Schuppen am Bullertweg in Jenerseite ein Konzert geben. Eine andere Band wird auf einem Balkon in der Hans-Sander-Straße 7 im Reiherstiegviertel auftreten. Die Wilhelmsburger Dirigentin Suely Lauar tritt mit einem Chorprojekt am Freitag, 18. Juni, um 18 Uhr im Bürgerhaus auf und eröffnet die "48 Stunden Wilhelmsburg". Am Sonnabend, 19. Juni, startet um 13 Uhr auf dem Stübenplatz ein "Umzug der Kulturen" zum Bürgerhaus. Dort tritt ab 15 Uhr die Formation Exchange Traditions auf. Musiker aus verschiedenen Kulturen präsentieren in Workshops exotische Instrumente. Um 19 Uhr startet dann im Bürgerhaus ein Sambafestival.

Am Sonntag, 20. Juni, spielt das Trio Arkéstra ab 11 Uhr Swing im Café Sweet Home in der Fährstraße 65. Und ab 17 Uhr gibt es im Café Pause der Honigfabrik Jazz-Standards, dargeboten vom Trio Jazz it up.

Wer bei "48 Stunden Wilhelmsburg" mitmachen will und noch in den offiziellen Konzertführer möchte, meldet sich bitte bis Freitag, 7. Mai, per Mail bei benjamin.branzko@gmx.de . "Wir freuen uns auf alle Musikrichtungen und blenden niemanden aus." Benjamin Branzko ist indes "heilfroh", dass er von Altona nach Wilhelmsburg gezogen ist. "Die Stadt war mir zu satt, ich habe mich dort gelangweilt bei all dem Trubel und der Oberflächlichkeit." Hier in Wilhelmsburg treffe er seine Nachbarn auf der Straße und die Musiker im Bus.

"Man verliert sich hier nicht aus den Augen. Mir gefällt die Ehrlichkeit der Menschen. Die Leute sind so wie sie sind: ungeschminkt. Dieser Stadtteil hat ein Herz und wird es auch behalten - trotz Internationaler Gartenschau und Internationaler Bauausstellung", sagt Branzo.