Wie sich doch manche Situationen ständig wiederholen! Auf dem Fußboden im Supermarkt liegt ein etwa dreijähriger Junge und kreischt, daneben steht der ratlose Vater.

Der Knirps hat aus dem Sortiment an der Kasse ein Schokoladen-Überraschungsei genommen, sein Vater hat es wieder zurückgelegt. Jetzt brüllt der Junge seine Wut in die Welt hinaus. Immer höher werden die Frequenzen seines Geschreis, die Aufmerksamkeit aller Kunden und des Personals ist ihm sicher.

Auch ich befand mich schon einmal in der gleichen Lage wie der junge Vater und sein Sprössling, allerdings ist das schon Jahrzehnte her. Auch damals gab es einen Machtkampf um ein Überraschungsei. das ich wieder zurückgelegt hatte. Ich hätte das Schoko-Ei mit dem Plastikspielzeug darin meinem Sohn gegönnt, aber der Bengel hatte schon vorher reichlich Schokolade und ein Eis in sich hinein gestopft. Ich wollte ihn vor einer Magenverstimmung bewahren und musste nun mit dem Trotzanfall meines platt auf dem Boden liegenden und kreischenden Juniors fertig werden. Um uns herum stand ein Kreis junger und älterer Damen, ihre Äußerungen deckten die ganze Skala der Pädagogik ab und reichten von "Hintern vollhauen" bis "Rabenvater".

Auch jetzt muss sich der genervte Vater solche fachkundigen Kommentare anhören, doch er hat zum Glück die etwa fünfjährige Schwester des Schreihalses an der Hand - wie damals ich. Sie beugt sich zu ihrem Bruder herunter und sagt: "Steh auf, wir gehen weg, die Leute hier sind alle doof". Das wirkt. Der Kleine schluckt noch etwas und trottet dann brav mit Vater und Schwester davon.

Ich wette, dass sich derartige Szenen in jedem Supermarkt mehrmals täglich abspielen. Die süßen Verlockungen liegen an der Kasse genau in Kleinkinder-Griffhöhe und heißen im Einzelhandels-Fachjargon daher auch "Quengelware". Manchmal frage ich mich, wie die Kassiererinnen das aushalten.