Plötzlich steht das Zimmer da - in der imposanten Halle. Mitten im Raum, 24 Quadratmeter groß und vier Meter hoch.

Harburg. Eine massive Setzung. Der Kunstverein, seit diesem Jahr unter der kuratorischen Leitung von Britta Peters und Marie-Luise Birkholz, hat sich dieses Setting ausgedacht, um ihren Künstlern einen "deutlichen Kontrast", einen "Resonanzboden" zu dem 300 Quadratmeter großem ehemaligen Wartesaal zu liefern, in dem der Kunstverein zu Hause ist. Ein wenig auch, um die Aussteller von der Last zu befreien, immer erst den riesigen Raum "in den Griff zwingen zu müssen".

Die junge Künstler-Trias Philip Gaißer, Niklas Hausser und Till Megerle macht den Anfang, das Zimmer in der Ausstellungsreihe "Gefangenes Zimmer 1" unter dem Motto "Keine Entfernungen zu überwinden zwischen Fragesteller und Antwortgeber" unter Spannung zu setzen.

Philip Gaißer präsentiert seine stark inszenierten Fotografien, eine Serie von UV-Drucken, die auf Holzplatten aufgebracht wurden, in denen er sich reduzierter, manchmal fast schattenrissartiger Bildsprache bedient. Die kleinformatige Bilderserie aus Kugelschreiber, Bleistift oder Tippex , die Till Megerle aus Berlin gehängt hat, führt in ein scheinbar ornamentales Gewusel. Seine Arbeiten verfügen über eine besondere Materialität: Kugelschreiberballungen verdichten sich zur expressiven Geste, scheinen der unbewussten Kraft einer écriture automatique entsprungen. Auch Ikea-Produktblätter liefern Stoff für Übermalungen, indem auf die Grundstrukturen der Blätter reagiert wird.

Weiter wuchern tut der Formenreichtum im"Magazin", einer Sammlung von Künstlerbüchern und Kunstzeitschriften, die zur Ausstellungseröffnung dauerhaft im Kunstverein etabliert wird. Zu sehen bis 20. Juni im Kunstverein Harburger Bahnhof, Mi.-So.14-18 Uhr.