Das größte Bürgerhaus Hamburgs liegt in Wilhelmsburg und wird 25 Jahre alt

Wilhelmsburg. Es begann mit der Bürgerschaftsdrucksache 9/4197 vom 9. Februar 1982. "In Anbetracht der räumlichen und sozialen Gegebenheiten Wilhelmsburgs wurde deutlich, dass in Wilhelmsburg ein 'Bürgerhaus' fehlt, das als zentraler Treffpunkt für Freizeitbetätigungen aller Art, für sportliche, kulturelle und andere Veranstaltungen genutzt werden kann."

Knapp 17,1 Millionen Mark (gut 85, Millionen Euro) sollte das neue Bürgerhaus kosten. 2,5 Millionen Mark sollten aus "zweckgebundenen Spenden kommen", davon ein Großteil von der Hamburger Sparkasse und der Körber-Stiftung. Die jährlichen Folgekosten wurden mit 965 000 Mark beziffert, die jährlichen Einnahmen mit 200 000 Mark - 150 000 Mark aus Miete und Pacht für die Kegelbahn und 50 000 Mark Einnahmen aus Veranstaltungen, Kursusgebühren und Saalvermietung.

Am 31. Mai 1985 wurde das Bürgerhaus Wilhelmsburg eröffnet. Der Bürgermeister Klaus von Dohnanyi sagte, er ernte nur die Früchte seines Vorgängers Hans-Ulrich Klose. "Er hat durchgesetzt, dass trotz der finanziell schwachen Situation Hamburgs dieses Bürgerhaus gebaut wurde", sagte von Dohnanyi.

Im Juni 2010, 25 Jahre später, feiert das Bürgerhaus sein Viertel-Jahrhundert-Jubiläum. "Wir sind ein Ort der Begegnung - ein Haus, das allen Kulturen und Generationen offen steht", sagte Bettina Kiehn, Vorstand der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg.

"Das Bürgerhaus sollte nach dem Bau des Rathauses Anfang des 20. Jahrhunderts dazu beitragen, das Wilhelmsburg eine neue Mitte bekommt", sagte Bettina Kiehn. "Aber das hat nicht geklappt, denn der Lebensmittelpunkt der Menschen ist dort, wo sie leben. Deswegen müssen wir generations- und kulturübergreifende Anlässe schaffen, dass die Menschen zu uns kommen." 25 Jahre nach dem Bau des Bürgerhauses könne mit den Projekten von Internationaler Bauausstellung und Gartenschau eine "Wilhelmsburger Mitte" entstehen.

Heute ist das Bürgerhaus Wilhelmsburgs das größte Bürgerhaus in Hamburg. Es kommt auf eine Nutzfläche von 3670 Quadratmetern. Im Großen Saal können 730 Menschen Platz nehmen - das reicht (noch) für Veranstaltungen gegen neue Autobahnen auf der größten Elbinsel Europas und war auch der Piratenpartei im Juli 2009 für deren ersten Bundesparteitag groß genug. 160 000 Besucher kamen 2009 insgesamt ins Bürgerhaus.

Die Personal- und Betriebskosten des Bürgerhauses sind von 356 000 Euro (1986) über 613 000 Euro (1996) auf 645 000 Euro (2009) gestiegen. Die Programmkosten einschließlich der Projekte stiegen von 85 000 Euro über 98 000 Euro auf 205 000 Euro. Gleichzeitig ging die Förderung des Bezirks von 426 000 Euro über 559 000 Euro auf 482 000 Euro zurück. "Unsere Mitarbeitern müssen deshalb immer mehr Mittel akquirieren", sagte Bettina Kiehn. So stiegen die eigenen Einahmen von 115 000 Euro über 217 000 Euro auf 363 000 Euro - der Eigenfinanzierungsgrad wuchs damit von 21 Prozent über 28 Prozent auf 43 Prozent.

1988 arbeiteten noch zwölf hauptamtliche Mitarbeiter im Bürgerhaus, heute sind es nur noch acht. "Ohne den Personalstundenabbau von 370 Wochenstunden auf 270 Wochenstunden gäbe das Bürgerhaus schon lange nicht mehr", sagte Bettina Kiehn. 2004/2005 war das Haus tief in die roten Zahlen gerutscht.

Am Sonnabend, 19. Juni, um 12 Uhr feiert das Bürgerhaus mit einem großen "Umzug der Kulturen" vom Stübenplatz bis zum Bürgerhaus. Und ab 15 Uhr heißt es im Bürgerhaus "Exchange Traditions!" - tauscht Traditionen aus. Es spielen türkische Hochzeitsmusiker und junge Saz-Talente, und es gibt Spirituals, Tänze von der Schwarzmeerküste und internationale Kinderlieder.