“Heute ist es aber frisch draußen“, meinen wir, wenn es mal wieder kälter ist, als wir es uns erträumt haben.

Das ist eine Art der Frische, die wir uns im Sommer natürlich nicht wünschen. Wir hätten es gerne wärmer als "frisch", allerdings kämen wir nie auf die Idee, das wärmere Wetter mit alt, abgestanden oder altbacken zu bezeichnen.

Wir merken, frisch bedeutet viel mehr als das. Frisch ist wichtig. Das Frische, die Frische, einfach Frisches - das ist manchmal sogar einfach unverzichtbar, bei Brötchen, zum Beispiel. Ein frisches Brötchen am Morgen, das ist ein Genuss. Da mag das Brötchen von gestern noch im Schrank liegen und einigermaßen aussehen, nein, wir wollen es nicht. Wir greifen zum fast noch warmen, knusprigen, wundervoll duftenden frischen Brötchen.

Jetzt verstehen wir natürlich auch, warum Damen, wenn sie sich auf die Toilette verziehen und sagen: "Ich geh mich mal eben frisch machen", nach einiger Zeit duftend wieder zurückkommen. Sie duften meistens, das ist ein Erfahrungswert. Allerdings duften sie nie nach frischen Brötchen. Das finde ich schade, denn das wäre eine Duftvariante, die ich mir als angenehm vorstellen könnte. Schließlich ist fast nichts als Duft so anziehend und geradezu magisch in seiner Aufforderung, ihn einzuatmen, wie der Duft in einer Bäckerei.

Ach, diese wundervollen, harmonischen und vielfältigen Düfte in einer Bäckerei! Bei dem Gedanken gerate ich ins Schwärmen und werde wahrscheinlich nicht wieder damit aufhören können... Allerdings holt mich die Realität wieder ein. Beim Bäcker ist ja der Duft die reinste auf die Psyche zielende Attacke, in das Objekt der Begierde auch hinein zu beißen. Sich diese Gelüste vorzustellen bei einer aus dem Waschraum kommenden duftenden Frau oder auch einem Herrn und dann nicht wirklich das Erwartete zum Beißen zu bekommen - das wäre eine hinterhältige Art der Folter.

Lassen wir das also. Bringen wir die Parfumhersteller nicht auf dumme Ideen, auch noch den Frische-Brötchen-Duft zu kreieren!