Nach politisch motivierten Gewalttaten im Raum Tostedt zeigt die Polizei Präsenz

Buchholz. Während des Buchholzer Stadtfests im vergangenen Jahr, inmitten fröhlich feiernder Familien, entrollten zwei Angehörige der rechten Szene ein Banner. "Wir sind wieder da", prangte darauf in großen schwarzen Lettern. Was das bedeutet, machten Sympathisanten der in Lüneburg ansässigen NPD und ihre Unterstützer in Tostedt schnell klar. Die NPD demonstrierte in Buchholz, und die Polizei musste Ausschreitungen verhindern. Ein NPD-Anhänger wurde durch einen Steinwurf schwer verletzt.

Auch in Tostedt kam es an jenem Tag zu Scharmützeln zwischen linken und rechten Gruppierungen. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit wird der Krieg zwischen linken und rechten Gruppierungen ausgetragen. Wie die Staatsanwaltschaft Stade mitteilt, handelte es sich auch bei der Gewalttat gegen den jungen Hollenstedter Tim R., 19, um eine politisch motivierte Straftat. Wie berichtet, drangen im April zwei maskierte, bewaffnete Täter in die Wohnung des jungen Mannes an der Hollenstedter Hauptstraße ein, besprühten ihn mit Reizgas und schlugen ihn zusammen.

Bei den Tätern soll es sich um die mehrfach polizeilich in Erscheinung getretenen Mattes W., 18, aus Moisburg und Bastan D., 17, aus Regesbostel handeln. Ein weiterer Komplize, 21, wartete im Flucht-Auto. Nach Abendblatt-Informationen soll Mattes R. den rechten Gruppierungen "Freie Nationalisten Tostedt" und "Gladiator Germania" angehören. Dafür sprechen einige Nazi-Devotionalien, die die Polizei bei dem jungen Moisburger fand und für deren Besitz er auch schon mal vor Gericht stand. R. musste sich ebenfalls wegen Körperverletzung und Beleidigung verantworten. In diesen Fällen wurde er am Amtsgericht Tostedt nach Jugendstrafrecht zu einer Geldauflage verurteilt

Auch sein Kollege ist trotz seines jugendlichen Alters schon polizeibekannt, ist ebenfalls wegen Tragens von verfassungsfeindlichen Symbolen belangt worden. R. sitzt derzeit in Untersuchungs-Haft. Dagegen hat er Beschwerde beim Gericht eingelegt. "Alle drei Männer gehören der rechten Szene an", so Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwalt Stade. Er geht davon aus, dass im Falle einer Anklageerhebung R. erneut mit einer Jugendstrafe davon kommen könnte. Breas: "Der ist noch sehr unreif, darauf deutet das Ergebnis von Vernehmungen hin."

Unterdessen ging der Terror weiter. Am Pfingstwochenende kam es in Tostedt und Wistedt erneut zu politisch motivierten Straftaten. So reisten 70 Personen aus der linksautonomen Szene nach Tostedt, um sich mit der örtlichen rechten Szene zu prügeln. Wieder musste die Polizei einschreiten. "Die Beteiligten sollten wissen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft daran arbeiten, diesem Spuk ein Ende zu setzen, gleichgültig, ob politisch motiviert oder nicht", so Polizeisprecher Jan Krüger.

Deshalb wurde nun eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Beamten werden mehr Präsenz zeigen. Krüger: "Diese Einheiten werden immer dann gegründet, wenn eine bestimmte Tätergruppierung es erforderlich macht, diese zielgerichtet zu bearbeiten. Dieser Punkt ist jetzt in Tostedt erreicht."