Regisseurin Freya Klier erzählt Winsener Gymnasiasten über ihre Zeit in der DDR

Winsen. Das elfte Gebot lautet: "Du sollst dich erinnern!" - steht auf der Internetseite von Freya Klier geschrieben. Woran wir uns erinnern sollen, das hat die DDR-Bürgerrechtlerin, Buchautorin und Regisseurin Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Winsen erzählt.

"Wenn Freya Klier über ihre Kindheit und Jugend in der DDR spricht, dann macht sie das so spannend und anschaulich, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte - so aufmerksam lauschen die Zuhörer ihrem Vortrag", sagt Jörg Jäger von der Konrad Adenauer Stiftung, der die Vortragsreihe mit der engagierten Zeitzeugin an Schulen im Norden organisiert hat.

Und tatsächlich: 90 Minuten hingen die 16 bis 18-Jährigen Schüler an den Lippen der 60-Jährigen, erfuhren von ihrer Zeit in einem Kinderheim, dem Versuch als 16-Jährige mit gefälschtem Pass mit einem Schiff von Rostock aus nach Schweden zu fliehen. Der Versuch flog auf, und die Jugendliche musste eine eineinhalbjährige Haftstrafe in Dresden absitzen.

"Damit war der Wunsch studieren zu können eigentlich gestorben", erinnert sich die Zeitzeugin. Doch sie hatte Glück, die damalige Leiterin der Theaterhochschule Leipzig setzte sich für sie ein. "So konnte ich doch noch mein Schauspielstudium beginnen, anschließend Regisseurin werden." Seit 1978 lebte sie mit ihrem Mann, dem Liedermacher Stephan Krawczyk und ihrer Tochter Nadja in Berlin. In ihrem Vortrag erzählte Freya Klier von Bespitzelung, von Verboten und Demütigung, davon wie Menschen gebrochen wurden - und doch immer weiter gegen das Unrechtsregime gekämpft haben.

"Ihr Vortrag war überwältigend", sagte Marleen Bruns, 16, mit leuchtenden Augen. "Zwei Stunden waren fast schon zu wenig Zeit." Auch die gleichaltrige Julia Schimeczek war begeistert. "Wir haben die Zeit ja nicht erlebt. "Mein Opa ist auch in der DDR verhaftet worden, er hat mir einiges erzählen können, aber sonst bekommen wir ja nur Informationen aus Filmen und Büchern", so die Schülerin.

Ihr Geschichtslehrer Cord Müller nickt. "Wir haben es jetzt mit einer Generation zu tun, die nur noch über Erzählungen an diesem Teil der deutschen Geschichte teilhaben kann", sagt er. Auch falle dem Pädagogen auf, dass das Bewusstsein für die DDR als Unrechtsstaat gar nicht vorhanden ist. "Viele denken, dass es einfach nur ein anderes Land war."

Die jungen Menschen aufzuklären, dass dem damals nicht so war, das hat sich Freya Klier zur Aufgabe gemacht. "Ich möchte das kritische Denken von Schülern fördern, sie sollen sich erst informieren und dann wählen gehen."