Neben Äpfeln und Kirschen ist das Ehepaar Lehmbeck in Hoopte für Veranstaltungen unter dem Motto LandKULT bekannt

Hoopte. Die Tische in der großen Diele sind festlich eingedeckt. "Wir haben heute eine Hochzeit auf dem Hof", sagt Martin Lehmbeck, 45, und lehnt sich gegen das große Holztor. Weiter hinten, wo die Diskokugel von der Decke hängt, musste heute die Bühne den Tischen weichen. Eine Hochzeit, dass bedeutet viel Trubel für das Familienunternehmen. Martin Lehmbeck schüttelt lächelnd den Kopf: "Nein, das sind wir hier gewohnt."

An 15 Abenden im Jahr findet in der 100 Quadratmeter großen Diele unter dem Motto landKULT. ein kulturelles Programm statt - von Filmvorführungen, über Lesungen, Bilderausstellungen, Konzerten, Comedy bis Kabarett. Von namhaften Künstlern gestaltet oder solchen, die es werden wollen.

"Kult steht dabei natürlich für Kultur", verrät Sabine Lehmbeck, 40. Dabei sind das Label, die Veranstaltungen, die darunter laufen, sowie der Veranstaltungsort im Landkreis Harburg längst selbst zum Kult geworden. Und das seit nunmehr sieben Jahren.

Sabine Lehmbeck ist gelernte Buchhändlerin

Als Martin Lehmbeck den Hof von seinen Eltern erbte, übernahm er einen klassischen Obstbetrieb. Auf 13,5 von insgesamt 30 Hektar Land werden hauptsächlich Kirschen und Äpfel angebaut.

Sabine Lehmbeck kam vor 17 Jahren dazu. Der Klassiker eben: Junge Frau heiratet Bauern, zieht zu ihm und seinen Eltern auf den Hof. Zwei Jahre später kam ihre Tochter Lena zur Welt, wieder drei Jahre später ihr Sohn Julius. "Der Hof ist ein wunderschöner Ort, aber ich habe mir irgendwann die Frage gestellt, ob ich nicht noch etwas anderes machen möchte, außer im Hofladen Äpfel verkaufen", erinnert sich die gelernte Buchhändlerin. "Außerdem gab es in Winsen damals kaum Kulturprogramm, das Menschen in unserem Alter interessiert hätte. Ich wollte etwas Eigenes auf die Beine stellen."

Mit Freundinnen zusammen entwickelte sie ein Konzept: Unter dem Motto landKULT. sollten Künstler auf dem Hof auftreten, Lesungen stattfinden und Bücher gekauft werden können - und das zur Kirschblüte, zur Kirschernte und zur Apfelernte, insgesamt an drei Abenden im Jahr. So war der Plan. "Und ich war von dieser Idee sofort begeistert", erinnert sich Martin Lehmbeck. Er versprach, seine Frau zu unterstützen. Martin Lehmbeck: "Mir war nur wichtig, dass montags alles wieder aufgeräumt wird, damit der normale Hofbetrieb weitergehen kann."

Im Frühjahr 2003 ging es los, erst ganz klein, mit einem Bücherflohmarkt und Livemusik. "Meine Frau hatte immer tolle Ideen", so Martin Lehmbeck, "ich war dann für die praktische Umsetzung zuständig. Als zum Beispiel die erste Lesung stattfinden sollte, bin ich mit dem Trecker losgefahren und habe Stühle für das Publikum besorgt." Auch die Bühne zimmerte der Obstbauer selbst.

Anfangs verzichtete das Paar darauf, Eintritt zu nehmen, ließ während der Veranstaltungen einen Hut für Spenden herumgehen. Doch das brachte viel zu wenig Geld ein. "Also haben wir angefangen, Karten zu verkaufen", sagt Sabine Lehmbeck. Das Paar lernte von Veranstaltung zu Veranstaltung dazu. "Die Leute haben zum Beispiel nebenan auf dem Feldweg geparkt, nach der Veranstaltung war es so dunkel, dass sie ihre Autos kaum gefunden haben." Jetzt hängen dort Lampen.

Außerdem wurde der Kühlraum zur Bar umfunktioniert und eine extra Küche eingerichtet, in der die Speisen, wie Tapas oder Kuchen für die Veranstaltungen hergerichtet werden können.

Viel Arbeit, die sich lohnt. Mit den Jahren hat sich der Veranstaltungsort an der Elbe bis über die Grenzen der Region hinaus herum gesprochen, wurde zur kulturellen Institution. Aus den drei Abenden im Jahr wurden 15.

"Am besten besucht sind Kabarett-Veranstaltungen, Lesungen und Filmvorführungen", so Sabine Lehmbeck. Dann drängen bis zu 130 Besucher durch das grüne Tor.

Und die Favoriten des Ehepaars? "Theater und Kabarett mögen wir beide gerne, aus der bildenden Kunst halte ich mich raus", sagt Martin Lehmbeck. Sein größtes Steckenpferd ist die Musik, das seiner Frau die Literatur. "Natürlich, landKULT ist Sabines Baby, aber an drei von 15 Abenden darf ich bestimmen, was bei uns stattfindet", lacht er. Der Musik-Fan wünscht sich dann solche Künstler wie das Klassik-Ensemble Classic 4 Sax oder das schwedisch-südafrikanische Duo "Fjarill", das schon fünfmal ausverkauft bei landKULT. gespielt hat.

Schon im Oktober wird das Programm für das kommende Jahr geplant. "Dann schreiben wir Künstler an, viele aus dem Raum Hamburg oder Oldenburg und wir bereiten die Programm-Broschüre vor", erklärt Sabine Lehmbeck.

Mittlerweile kommen sogar schon einige Künstler, die gerne auf der Hof-Bühne auftreten wollen, auf sie zu. Ein toller Erfolg. "Aber leben können wir von landKULT. nicht", betont Martin Lehmbeck. Von den Eintrittsgeldern werden die Künstler bezahlt, die Unkosten gedeckt - viel mehr bleibt nicht übrig. "Viele haben gesagt, dass es klug ist, sich ein zweites Standbein zuzulegen", erinnert sich seine Frau, "aber so wirtschaftlich haben wir gar nicht gedacht." Die Familie lebt weiterhin von der Obstproduktion und dem Verkauf.

Am 9. Juni startet das Sommerprogramm

Deshalb möchten sie auch nicht größer werden, noch mehr Programm anbieten. "Die Veranstaltungen machen uns großen Spaß, und das soll auch so bleiben", da ist sich das Ehepaar einig. Martin Lehmbeck blättert das grüne Programmheft durch. Am Mittwoch, 9. Juni, geht es wieder los, mit landKULT im Sommer.

Dann erwartet Besucher bis zum 13. Juni ein hochkarätiges Programm aus Film, Comedy und Musik. Der Liedermacher Wolfgang Müller oder der Comedian Lutz von Rosenberg Lipinsky werden zum Beispiel dabei sein. "Wir freuen uns schon riesig auf die Künstler", so Sabine Lehmbeck, "das wird wieder eine tolle Zeit."

www.obsthof-lehmbeck.de