Mit den Haaren ist das so eine Sache - mit Schnitt und Farbe.

Wer einmal erfahren hat, dass er sich selbst die Haare verschnitten hat, weil er das Geld für den Friseur sparen wollte, oder weil gar beim Friseur ein ganz anderes Ergebnis als gedacht mit dem neu gestalteten Haarschopf zu akzeptieren war - ja, der weiß, dass Haare eine "haarige" Angelegenheit sein können.

Eine neue Frisur macht aus uns einen neuen Menschen. Wir werden plötzlich nicht mehr wieder erkannt, denn: Eben noch waren wir blond und nun sind wir schwarz! Das muss erst einmal verkraftet werden... Eben noch hatten wir lange Haare, plötzlich sind sie streichholzkurz! Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, das ich hatte, als meine Zöpfe fielen. Es war der Schritt vom Kind zum jungen Mädchen.

Das wird immer ein bedenkenswerter Tag in meiner Erinnerung bleiben. Einen Tag lang Dauergast vor dem Spiegel, viele Tage lang das Gefühl, im Mittelpunkt der Welt zu stehen, denn alle schauen, fragen und geben ihre Kommentare ab.

Und dann der Tag der ersten weißen Haare. Ich plaudere mal aus dem Nähkästchen, denn als junges Mädchen hatte ich tierischen Spaß daran, meinen Vater dabei zu beobachten, wie er sich heimlich vor dem Spiegel die ersten weißen Haare aus dem Schopfe zog! Als sie dann immer mehr geworden waren, blieb dieses Vergnügen aus - mangels Erfolgserlebnisses.

Wie war es dann bei mir mit den ersten weißen Haaren - ach du meine Güte! Da stand mein kleiner Sohn neben mir und meinte im Brustton der Überzeugung: "Ich will keine Mama mit weißen Haaren haben!" Das hatte gesessen. Obwohl ich es eigentlich nicht wollte und immer zu meinen weißen Haaren stehe - gleich am nächsten Tag wurde gefärbt! Schließlich wollte ich nicht, dass mein Sohn mich dabei beobachtet, wie ich mir meine weißen Haare aus dem Schopfe reiße...