Der neue Verein: Geschichtswerkstatt sucht Sponsoren und Zeitzeugen

Harburg. Wie war das noch damals, nach dem Krieg? Der Wiederaufbau, der industrielle Aufschwung und der seit den 1970er-Jahren anhaltende Wandel in Harburgs Unternehmenswelt. "Ölindustrie auf 10 000 Hektar, die Zahl der Beschäftigten von 6000 auf 120 geschrumpft. Ein solcher Personalabbau wirkt sich doch auf einen Stadtteil aus." Gorch von Blomberg, Vorstandsmitglied des neu gegründeten Vereins "Geschichtswerkstatt Harburg" (GWH), spricht von einem "weißen Fleck" in Harburgs Stadtgeschichte, den Auf- und Abschwung in der Zeit seit 1945 hinterlassen haben.

Die Stadtentwicklung soll aufgearbeitet werden

Es gibt kaum Aufzeichnungen darüber. Wie haben die Menschen den Wandel erlebt? Die neue Geschichtswerkstatt will als erstes Projekt die stadtgeschichtliche Entwicklung aufrollen, wie sie von der arbeitenden Bevölkerung erlebt wurde.

Die Geschichtswerkstatt Harburg - das sind neben Gorch von Blomberg auch die Gründungsmitglieder Birgit Caumanns, Angelika und Joachim Hillmer, Leon Przybylski, Stephan Kaiser, Dieter Borchers und Lars Niedzballa. Einige Gründungsmitglieder kennen sich bereits aus der Arbeit in der Harburger KulturWerkstatt. Stephan Kaiser gehört dem Kulturhaus Süderelbe an und Dieter Borchers dem Archiv Süderelbe in der Bücherhalle. Hinter der Neuorganisation einer Harburger Geschichtswerkstatt steckt der zwei Jahre zurück liegende Wechsel Wilhelmsburgs von Harburg zum Bezirk Mitte. Die in der Wilhelmsburger Honigfabrik angesiedelte Geschichtswerkstatt war fortan nicht mehr für Harburgs Stadtgeschichte zuständig.

Angelika Hillmer: "Nun bauen wir mit den Vertretern aus Süderelbe eine neue Geschichtswerkstatt für den Bezirk Harburg auf." Wer sich beteiligen möchte, kann sich per E-Mail an info@geschichtswerkstatt-harburg.de wenden und seine Kontaktdaten hinterlassen.

Der Verein Geschichtswerkstatt Harburg hat nach den Worten von Hillmer bereits Kontakt zum Stiftungsverein Hamburger Geschichtswerkstätten aufgenommen. Private Unterstützer, die Haspa und auch die Kulturbehörde fördern Projekte der Geschichtswerkstätten. Aber die Geschichtswerkstatt Harburg - so Angelika Hillmer - würde sich vor allem über Geldgeber freuen, die dem Verein auch regelmäßig unter die Arme greifen.

Für eine eigene Unterkunft verfolgt der Verein bereits ein konkretes Ziel. Das ehemalige Wiegehaus am Kanalplatz 10 wurde in Verhandlungen mit dem Bezirksamt bereits vor dem geplanten Abriss bewahrt. Mit städtebaulichen Fördermitteln könnte das gut 50 Jahre alte Gebäude wieder flott gemacht werden. 30 Quadratmeter Fläche misst der Innenraum. Für Vereinstreffen und Büroarbeit könnte das Haus genutzt werden. Birgit Caumanns: "Der Erhalt des Wiegehäuschens würde auch bedeuten, einen Anknüpfungspunkt der Geschichte im Binnenhafen zu erhalten."

Die Geschichtswerkstatt will ihren Schwerpunkt auf Entwicklungen in Harburg während der zurückliegenden 100 Jahre legen. Das Startprojekt trägt den Titel "Arbeit im Hafen - Hafen in Arbeit. Der Harburger Binnenhafen im Spiegel von Zeitzeugenberichten". Durch Befragung von Zeitzeugen soll die Geschichte des Binnenhafens nach 1945 rekonstruiert und dokumentiert werden.

Ausstellungen, Vorträge und Exkursionen sind geplant

Darüber hinaus will der Verein unter anderem Ausstellungen, Vorträge, Kurse und Exkursionen anbieten. Weitere Ziele sind der Aufbau eines Archivs und einer Bibliothek. Angelika Hillmer macht deutlich, dass die Geschichtswerkstatt großes Interesse an Fotos, Berichten und Aufzeichnungen zur Entwicklung Harburgs habe, sie aber nicht für Haushaltsauflösungen in Frage komme.

Gesucht werden insbesondere Zeitzeugen, die sich mit ihren Erinnerungen und ihrem Material zur Verfügung stellen. Fotos und Dokumente können elektronisch erfasst und gespeichert werden, Eigentümer können ihre Originale somit behalten. Die Geschichtswerkstatt strebt eine Zusammenarbeit mit dem Helms-Museum und allen anderen Vereinen und Initiativen an, die sich im Bezirk Harburg mit der Stadtgeschichte befassen.

Angelika Hillmer sagt, sie sehe die neue Geschichtswerkstatt Harburg auch als Bindeglied für alle historisch arbeitenden Menschen und Initiativen im Süderelberaum.