Die Gartenschau rechnet mit weiteren 300 bis 400 Fällungen in Wilhelmsburg

Wilhelmsburg. Die Internationale Gartenschau (igs), die im Jahr 2013 auf der Elbinsel ihre Pforten öffnet, wird in der kommenden Fällsaison 2010/11 noch einmal 300 bis 400 Bäume fällen. "Allerdings ist 400 möglicherweise nicht die absolute Obergrenze, das hängt auch von den Ergebnissen des Kampfmittelräumdienstes und von Baumaßnahmen ab", sagte igs-Mitarbeiter Claus Kriegs auf Anfrage der Harburger Rundschau.

Ende vergangenen Jahres hatte die igs beim Bezirksamt Mitte die Fällung von 2235 Bäumen beantragt. Das Bezirksamt hatte 1100 Bäume zur Fällung freigegeben - diese Bäume hat die igs auch sämtlich gefällt.

Jetzt hat igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten, gleichzeitig Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen, angekündigt, dass die igs bis Ende Mai ein "Naturschutzkonzept" für das Gartenschaugelände vorlegen will. Dieses werde den Abgeordneten des Mitte-Stadtplanungsausschusses Ende Mai vorgestellt. "Das Konzept wird zurzeit erarbeitet", sagte igs-Sprecherin Ina Heidemann. "Die Naturschutzverbände sollen daran beteiligt werden."

Unter Wilhelmsburger Naturschützern regt sich derweil Kritik an dem Konzept. "Dieses sogenannte Naturschutzkonzept kommt einfach zu spät, weil die igs die Fakten ja schon geschaffen hat", sagt der Wilhelmsburger Diplom-Biologe Jörg v. Prondzinski vom Botanischen Verein zu Hamburg. "Die Bäume sind größtenteils schon gefällt und die wasserbaulichen Maßnahmen sind bereits genehmigt - ohne ausreichende Berücksichtigung des Naturschutzes." Der "Rest an öffentlichem Grün", sagte v. Prondzinski, werde auch auf dem Gartenschaugelände "leistungsfähiger gemacht und den angeblichen Ansprüchen der Menschen angepasst. Bäume werden herausgesägt und Betonplatten verlegt. Die Pflege von Bäumen ist ein mörderischer Kostenfaktor. Am billigsten ist die Betonplatte, am zweitbilligsten Rasen."

Der ehemalige Vorsitzende des Hamburger BUND, Harald Köpke aus Wilhelmsburg, fordert, dass die Gewässer auf dem Gartenschau-Gelände "Lebensräume bleiben und keine Abflussrinnen werden sollen". Als Ausgleich für die gefällten Bäume erwartet er "ein Verhältnis von drei zu eins und nicht von eins zu eins - man kann einen ein Meter dicken Baum nicht durch ein kleines Bäumchen ersetzen".

Auch für die Flächen in Wilhelmsburg, die etwa mit Kletterhalle und Schwimmhalle bebaut werden, fordert Naturschützer Köpke ein Ausgleichskonzept. "Und das zerstörte, gesetzlich geschützte Biotop, das dem geplanten Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt gewichen ist, muss eins zu eins wieder ersetzt werden."

Noch im Jahr 2008 hätten auf dem Gartenschau-Gelände 55 Vogelarten gebrütet, sagt Harald Köpke. "Es wird spannend sein, wie viele Vögel 2013 dort vorkommen, wenn die Gartenschau beginnt. Die Stadt will ja gemäß dem Anspruch der Biodiversität nicht Arten vernichten, sondern den Artenbestand erhalten und steigern."