Tante Tusnelda ist in unserer Familie beliebt. Alle nennen sie “die gute Tante Tussi“. Mit ihren 89 Jahren ist sie körperlich noch fit. Nur vergesslich ist sie geworden.

Seit 60 Jahren lebt Tante Tussi in einem alten Bauernhaus bei Hamburg, wo wir sie gern besuchen. Man kommt "gut abgefüllt" zurück, wie wir immer witzeln: vollgestopft mit gutem Essen, süßem Likör und bizarren Anekdoten. "Du weißt doch, wie ich mich vor Einbrechern vorsehe, Kindchen", erzählte Tante Tussi neulich. Ich nickte. Einbrecher fürchtet sie fast so sehr wie Banken, weshalb sie ihr Erspartes im ganzen Haus versteckt. Eichhörnchengleich, immer in 1000-Euro-Portionen, oft an skurrilen Orten. Leider vergisst sie dann, wo. Eichhörnchengleich eben. Irgendwann fällt es ihr wieder ein. Wie in diesem Fall: Tante Tussi hatte die Banknoten zusammengerollt in eine Toilettenpapier-Rolle gestopft und hinter ein Regal im Dachzimmerchen geschoben. Sie vergaß das Ganze, bis es ihr beim Teppichklopfen wieder einfiel. "Als ich gucken wollte, ob das Geld noch da ist, war die Rolle weg", erzählte Tante Tussi. "Ich glaube, der Marder, der unterm Dach wohnt, hat sie sich geschnappt und daraus ein Nest für seine Jungen gebaut. Immer klaut er Zeitungen und Pappe. Nun ja, so ist das." Auf der Rückfahrt musste ich an den Marder denken, dessen Kinder sich nun in Geld rekeln wie Dagobert Duck. In einem Bett aus 1000 Euro. Tante Tussi macht das nichts: Hauptsache, die Einbrecher haben's nicht bekommen.