Von 18 Uhr am Sonnabend bis 2 Uhr morgens haben Kulturstätten von der Veddel bis Harburg geöffnet

Harburg. Seine erste Ausgrabung machte er bereits mit sieben Jahren - und wurde fündig. Heute ist Dr. Rüdiger Articus (61) Museumspädagoge am Helms-Museum. Und das schon seit gut 30 Jahren. Die letzten Monate war er vor allem damit beschäftigt, ein Programm für die "Lange Nacht der Museen" im Helms-Museum zusammenzustellen. Diesen Sonnabend ist es nämlich wieder soweit. "Besondere Attraktion wird der Steinzeittechniker Harm Paulsen sein, der Herstellung und Einsatz steinzeitlicher Geräte und Waffen vorführen wird", glaubt Articus. Aber auch wer Steinzeit-Musik auf der "Knochenflöte", "Maultrommel" oder dem "Krummhorn" schätzt, sollte das Helms-Museum (Harburger Rathausplatz 5 sowie Museumsplatz 2) am Sonnabend ansteuern. Von 18 bis 2 Uhr haben die nächtlichen Kulturschwärmer auch dieses Jahr wieder Gelegenheit. "Meist kommt ein ganz anderes Publikum als das alltägliche. Junge Pärchen mit Rucksack zum Beispiel, worüber wir uns sehr freuen." Der Archäologe hat mit "Elchburger", "Urzeiteintopf", Wikingerbier und "Eiern aus der Kochgrube" den Gästen auch richtig was zu bieten.

Articus setzt neun seiner Pädagogen ein. Holger Jungker wird demonstrieren, "wie man einst Geister mit Schwirrholz beschwor". Andere kümmern sich um die "Mittelalterliche Schreibwerkstatt" oder machen mit Katzengold Feuer.

Wer zur"Langen Nacht der Museen" mit einem Ticket für zwölf Euro auf den Beinen ist, könnte auf einen Abstecher im "Kunstverein Harburger Bahnhof" (Hannoversche Straße 85, über Gleis drei und vier) vorbeischauen, wo die Ausstellung "Künstler zu Gast in Harburg" mit Werken von Svenja Maaß und Tomoko Inagaki zu sehen ist. Im "Museum Elbinsel Wilhelmsburg" wartet dann eine vollständig eingerichtete Bauernstube mitsamt Küche und Waschküche unverändert wie vor 150 Jahren auf Besucher. Das Programm steht hier unter dem Vorzeichen von "Milchwirtschaft, Melkern und Werftarbeitern" - aber auch den "feinen Gräfinnen von Wilhelmsburg" widmet man sich: Schüler der vierten Klasse der Schule Rahmwerder Straße werden das Stück "Die Gräfinnen von Wilhelmsburg - Freud und Leid" spielen (18.15 Uhr). Ein weiterer kleiner Höhepunkt ist Kapitän Jörg Rowe, der im Museum (Kirchdorfer Straße 163) immer wieder zum "Knotendiplom" bittet.

Etwas versteckt im Hansahafen auf der Veddel (hinter den 50er Schuppen) bittet die Crew des Kulturfestivals "Wahrschau! - Vineta" auf den Stückgutfrachter Bleichen. Neben der Gruppenausstellung junger Künstler zum Thema "Vineta - Dekadenz und Untergang" werden ab 18 Uhr Live-Konzerte geboten: Liedermacher Kannemann, "Settlelight" und Philipp Caspar Frederick bringen den Frachter mit "Light Pop" und "Melodrama Blues Pop" zum Schunkeln.

Nach einem Besuch im Auswanderermuseum "Ballinstadt" (Veddeler Bogen 2) auf der Veddel, wo man sich ganz den "Golden Twenties", aber auch den Gründen für Auswanderung verschreibt und um 20 Uhr sogar zum "Crashkurs" in den Tanzstilen der 20er und 30er Jahre bittet, könnte man dann bereits zum "Sprung über die Elbe" ansetzen, wie das ein anderes südliches Kulturhighlight vorgemacht hat: Das "Frauenkulturhaus Harburg" hat nämlich mit seiner Kuratorin Mesaoo Wrede die Cap San Diego (Überseebrücke) geentert. "Fluchtlinien und Strömungen" heißt die Gruppenausstellung an Bord.