Die Handwerkskammer hatte 50 Schülerinnen zu Besuch. Die jungen Damen waren begeistert.

Harburg. Kelly Jales, Schülerin der katholischen Schule an der Julius-Ludowieg-Straße, setzt die Schutzmaske auf. Gleich gibt Ausbilder Kai Martin von der Hamburger Handwerkskammer das Signal zum Schweißen.

Die 14-Jährige hat sich am bundesweit ausgerichteten Zukunftstag (Girlsday) für Veranstaltungen im Elbcampus entschieden. Hier macht sie nicht nur die Erfahrung, wie es ist, einen kleinen Stiftehalter aus Metall zusammenzuschweißen, sie könnte auch ein Photovoltaikmodul an ein kleines, sonnenlichtbetriebenes Fahrrad bauen, Plastikelemente zu einer Kunststoffspardose zusammenschweißen oder auch Canapés mit einem Fleischer zubereiten und den anderen Mädchen servieren. Die Handwerkskammer beteiligt sich zum ersten Mal am Zukunftstag. 50 Mädchen von vielen Hamburger Schulen haben sich angemeldet. "Schweißen finde ich sehr spannend. Ich habe gehört, die Berufsaussichten sind sehr gut für Frauen im Technikbereich", sagt Kelly. Außerdem will sie sich nicht vor ihrem Vater Henrique Jales blamieren. Der macht gerade eine Fortbildung beim Elbcampus und schaut seiner Tochter beim Schweißen über die Schulter. Und: Sie hat Geburtstag. "Es muss also ein toller Tag für Kelly werden", sagt Ursula Przybylla, Sozialpädagogin der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Osdorf.

Eigentlich begleitet sie die Mädchengruppe ihrer Schule, doch die anderen jungen Frauen werden von ihr gleich mitbetreut. "Die brauchen das Gefühl, dass diese Veranstaltung wichtig für sie ist." Die kleinen Praxiseinheiten würden mehr bringen als jede theoretische Berufsberatung. Anja Wieczorek (13) vom Friedrich-Ebert-Gymnasium, die gerade mit der Hilfe von Jan Zimmermann, Leiter der Kunststoffabteilung der Versuchsanstalt Nord, eine Spardose mit einer blauen Kunststoffschweißnaht verschlossen hat, stimmt zu. "Wir können hier so viel ausprobieren." Sie will später mal beruflich "irgendwas mit Technik" machen. "Meine Mutter sagt, ich bin recht begabt", sagt sie und hilft ihrer Freundin Janine Sorevic (13) mit dem Schweißgerät. Ebenfalls talentiert und mit viel Feingefühl ausgestattet ist Amelie Rauscher (12). Die Gymnasiastin ist aus Farmsen zum Elbcampus gekommen, hatte sich zielgerichtet für den Kursus über Solartechnik entschieden und innerhalb von wenigen Minuten einen Solarradler zusammengebaut, der über ein Photovoltaik-Modul und einen Motor angetrieben wird. Das fixe Mädchen erstaunt nicht nur ihre Mitstreiterinnen, sondern auch Handwerkskammer-Ausbilder Bernhard Weyren-Borchert. Er hat die Solarradler-Baukästen für "seine" Gruppe aus einem speziellen Berliner Kaufhaus für Solartechnik-Artikel gekauft. "Ich bin froh, dass wir genug Kästen bestellt haben. Es interessieren sich erstaunlich viele Mädels für Solarenergie und Berufe, die damit zu tun haben." Auch Amelie ist fasziniert. "Zu Hause haben wir eine Solaranlage auf dem Dach. Mein Vater hat mir erklärt, wie alles funktioniert."

Christin Darga (14) vom Lessing-Gymnasium hat sich für das Fleischerhandwerk-Angebot entschieden. Es gibt ein Catering-Seminar. "Ich koche gerne, man hat schnell ein Erfolgserlebnis und ich freue mich, wenn alle meine Gerichte lecker finden." Mit Hauswirtschafterin Christina Franke-Jeske bereitet sie Frikadellen und Häppchen für die Mittagsmahlzeit der anderen Mädchen zu. "Das klappt alles sehr gut. Die könne schon fast alles", sagt sie. Fleischer sei durchaus ein Job für Frauen. "Die sind eher für filigrane Arbeiten geeignet. Die Erfahrung machen wir hier immer wieder", so die Hauswirtschafterin.

Sozialpädagogin Przybylla ist zufrieden. "Wenn sich tatsächlich Teilnehmerinnen für einen technischen Beruf entscheiden, dann werden sie ihre Sache gut machen", ist sie sich sicher.