Im Haus der Familie Khan in Deutsch Evern wurde es eng. Mindestens 25 Gäste machten es sich auf Campinggestühlen im Wohnzimmer der pakistanischen Familie bequem. Achtsam verfolgten sie den Vortrag des Imam Laiq Ahmad aus Harburg-Heimfeld.

Deutsch Evern. Der Vorbeter und Theologe führte mit Versen aus dem Koran ein, um dann über die Nächstenliebe im Islam zu referieren. Auf eine gute Nachbarschaft legt der Islam großen Wert. "Das Verhältnis ist Prüfstein für den Gläubigen und soll durch gegenseitige Achtung, Rücksichtnahme und Barmherzigkeit geprägt sein", erklärt der Imam den anwesenden deutschen Zuhörern.

Im Haus des Rosenverkäufers Khan finden solche Einladungen einmal jährlich statt. Neben dem tiefgründigen Inhalt wurde das Miteinander der Kulturen auch kulinarisch zelebriert mit pakistanischen Spezialitäten. Der Imam, Gastgeber Khan und ein Großteil der etwa 50 Heimfelder Gemeindemitglieder sind pakistanischen Ursprungs. Munawar Khan flüchtet mit seiner Familie 1986 aus Pakistan. Auch Imam Ahmad verließ seine Heimat in Richtung Hamburg.

Während weltweit die meisten Muslime die Geburt ihres Messias erwarten, hat die Harburger Gemeinde ihren Messias in dem aus Lahore stammenden Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) gefunden. "Unsere Gemeinde wurde in Indien gegründet", erklärt der Imam. "Seitdem versuchen wir Friede auf der Erde herzustellen und werden dafür verfolgt." In Pakistan ist die Gemeinde verboten, in Indien, dem Iran und Irak werden ihre Mitglieder verfolgt. Gesetze zur Ausgrenzung und Verfolgung der Ahmadiyya bestehen bis heute. Auf die Frage eines Gastes nach Terrortaten im Namen Allahs positioniert sich der Imam deutlich. "Im Islam ist so etwas nicht erlaubt. Muslimische Führer des Terrors tragen lange Bärte und predigen Falsches. Sie missbrauchen die Muslime." Gleiches gilt für Schiiten und Sunniten, die sich kriegerisch über die rechtmäßige Nachfolge des Propheten Muhammad streiten. Die Frage, warum moslemische Brüder eine Friedensgemeinde wie die der Ahmadiyya verfolgen, ließ sich christlich beantworten. "Die Verfolger sahen sich wie bei Jesus Christus in ihrer Machtausübung gefährdet. Den himmlischen König sahen sie als Gefahr für ihre weltliche Herrschaft."

30 000 Glaubensbrüder tragen die Gemeinden in Deutschland. Die ersten Moscheen wurden in Stellingen und Frankfurt gegründet. Die Gemeinschaften sind unabhängig und tragen sich durch Mitgliedsbeiträge. Finanzielle Unterstützung anderer Organisationen lehnen sie ab. Sie helfen aus Nächstenliebe mit einer eigenen Hilfsorganisation, zum Beispiel beim Oderhochwasser 1997. "Für unsere Aufnahme in Deutschland sind wir sehr dankbar. Eine unserer Gegenleistungen ist, über den wahren und friedlichen Islam zu berichten", schließt Imam Laiq Ahmad die Veranstaltung im Hause Munawar Khans.