“Es war einmal eine Taube, die wurde von Jägern gefangen. Die Männer wollten sie töten.“ Ein Raunen geht durch den Raum, große Kinderaugen gucken sich erschrocken an, ein Mädchen nimmt die Hand seiner Freundin.

Harburg. Karin Grunwald hebt beschwichtigend den Zeigefinger. "Ihr müsst keine Angst haben, auch wenn einige Märchen ein bisschen böse sind. Sie gehen immer gut aus", sagt die Halstenbekerin.

Sie war in die Grundschule Kerschensteinerstraße gekommen, um Geschichten zu erzählen. Nicht die klassischen Märchen der Brüder Grimm sondern auch Stücke aus Afrika, Italien, Schweden und der Türkei - im Rahmen der zweite Lesenacht der Schule.

"Wir haben das Projekt letztes Jahr gestartet", sagt Sozialpädagogin Margit Hartleb, "und es war so erfolgreich, dass wir dieses Jahr unbedingt weiter machen wollten." Unterstützt wurde sie dabei von Patricia Kriegel, der Mutter eines ehemaligen Schülers und ehrenamtliche Leiterin des Lesestübchens der Schule, sowie der Lehrerin Steffanie Geffers.

Mit Hochspannung verfolgten die Sechs- bis Zehnjährigen die Geschichten der Märchenerzählerin. 50 Kinder durften an diesem Abend teilnehmen, vier waren aus jeder Klasse ausgelost worden. Anschießend wurden die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe beschäftigte sich weiterhin mit Märchen, eine andere mit Sachbüchern und die dritte mit Büchern der Kinderbuchautorin Kirsten Boie. Um 21 Uhr wurden die Kinder von ihren Eltern abgeholt.

"Dieser Abend ist der Auftakt zu einer ganzen Lese-Projektwoche", erzählte Margit Hartleb. Dabei solle durch 14 verschiedene Angeboten des Lehrerkollegiums die Lesekompetenz der Schüler geschult werden. Wie gut ein Kind lesen könne, wie sehr es sich mit Literatur beschäftigt, hängt oftmals davon ab, wie sein Leseverhalten in der Familie gefördert wird - so die Pädagogin.