Es gab sogar Sekt. So groß war die Freude darüber, dass der Harburger Wochenmarkt wieder “nach Hause“ auf den Sand gekommen ist. Fakhondeh Kashgar und ihre Kollegin Rita Weller aus dem Tabakladen am Sand verteilten gestern kleine Plastikbecher zum Anstoßen auf die Rückkehr des Wochenmarktes.

Harburg. Sowohl die Marktbesucher aber auch Aussteller und Einzelhändler standen in Grüppchen zusammen und diskutierten über die Geschäftsentwicklungen am ersten Markttag am alten Platz. Über eins war man sich jedoch fast einstimmig einig: Der Harburger Wochenmarkt gehört auf den Sand. Das war schon 400 Jahre lang so und das soll auch weiterhin so bleiben. Aber es ist nicht nur die Tradition, die die Markt- und Einzelhändler bewahren wollen. Viele klagten über massive Umsatzeinbußen, mit denen sie während der sieben Wochen langen Verlegung des Marktes auf den Rathausplatz zu kämpfen hatten.

"Der Markt war schon immer eine Institution, und viele Besucher haben immer davon geschwärmt, dass man hier einfach alles bekommt, nicht weit laufen muss", sagt Fakhondeh Kashgar, die seit zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Mann den Tabakladen am Sand führt. "Alles hängt zusammen - die Banken, die Apotheke, Budni - und wenn das Herz nicht da ist, dann zerfällt die ganze Infrastruktur. Das konnten wir deutlich spüren in den letzten Wochen."

Das gleiche Phänomen beobachtete Michael Steinmetz, Filialleiter des Edekamarktes. "Ich konnte heute zum ersten Mal wieder die dritte Kasse gleich am Morgen aufmachen. Und zur Stoßzeit um 11 Uhr waren es sogar mal wieder vier", sagt der 47-Jährige. "Das ist kein Vergleich zu den letzten Wochen. Ich habe sogar weniger Personal beschäftigen müssen, weil es einfach nicht genug zu tun gab." Der Supermarkt lebe von der Laufkundschaft, die eben all das bei Edeka einkauft, was auf dem Markt nicht zu bekommen ist, so Steinmetz. Besonders das Ostergeschäft sei extrem schlecht ausgefallen. "Wir werden einige Monate brauchen, um die Verluste wieder auszugleichen", so der Filialleiter. Gemüsehändler Otto Jürgens spricht sogar von einer Einbuße von insgesamt 30 Prozent, die er am Standort Rathausmarkt verzeichnen musste. "Es ist zwar nur ein kurzer Weg durch den Tunnel gewesen, aber vielen war der Weg dahin zu umständlich", berichtet der Marktverkäufer. "Ich habe heute mit Kunden gesprochen, die kein einziges Mal drüben waren und sich freuen, dass wir wieder hier sind." Eine dieser Kundinnen ist Manuela Hölscher, die Zeit ihres Lebens regelmäßig auf dem Wochenmarkt eingekauft hat. "Natürlich war das Ambiente auf dem Rathausplatz ein anderes", sagt die 49-Jährige. "Aber der Markt gehört für mich, die bereits mit ihrer Großmutter hier war, einfach auf den Sand. Diese Tradition darf nicht zerstört werden."