Die Versorger verkaufen das teure Nass, und die Eigentümer bleiben auf den Pflegekosten für die Wälder sitzen.

Hollenstedt. Die Waldbesitzer im Landkreis Harburg fordern Entschädigung von den Hamburger Wasserwerken. Wie mehrfach berichtet, liegt derzeit im Landkreis Harburg der Trinkwasser-Förderantrag der Hamburger vor. Sie wollen die Erlaubnis, jährlich 16,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus der Heide fördern zu dürfen. Außerdem beantragen sie eine Laufzeit von 30 Jahren. Dieser Antrag stößt im Landkreis auf immer mehr Kritik, vor allem auch bei Umweltschützern und Waldbesitzern. Zur nächsten Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Hollenstedt liegt ein Antrag vor, in dem der Waldbesitzer und Mitglied Klaus Jansen fordert, "von den Wasserversorgern einen Beitrag von 150 Euro pro Hektar Waldflächen, die in den Wasserschutzgebieten liegen".

Jansen begründet seinen Antrag damit, dass "die Waldbesitzer Leistungen für die Wasserwirtschaft erbringen, und gleichzeitig werden sie potenziell geschädigt". Jansen: "Wir müssen für die Pflege unserer Wälder in Wasserschutzgebieten enorm hohe Auflagen erfüllen, die auch finanziell bei uns zu Buche schlagen. Waldböden besitzen eine sehr bedeutsame wasserfiltrierende und grundwasserschützende Funktion." Bisher blieben, so Jansen weiter, die Kosten für Umweltschäden, die durch die Grundwasserentnahme entstünden, an den Waldbesitzern hängen. Jansen: "Wir beobachten einen verstärkten Borkenkäferbefall aufgrund von Wassermangel, der durch die Grundwasserentnahme entsteht. Und die Wasserentnahme schränkt den Anbau von wasserbedürftigen Baumarten ein. Wasser ist ein Nahrungsmittel und ein Handelsgut. Wir als Waldbesitzer wollen nicht länger nur in die Pflicht genommen werden. Wir fordern unseren Anteil ein an dem Geschäft mit der Ware Wasser." Diese Forderung sei, so der Waldbesitzer, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Hamburg Trinkwasser an Lübeck weiter verkaufe, mehr als gerechtfertigt. Die Hollenstedter Forstbetriebsgemeinschaft umfasst die Waldgebiete der westlichen Gemeinden im Landkreis. Dazu gehören Neu Wulmstorf, Hollenstedt und Tostedt. Insgesamt rund 27 000 Hektar Wald, aufgeteilt in vier Betriebsgemeinschaften, stehen im Landkreis Harburg. Jansen Antrag zu diesem Thema wird sicherlich nicht der letzte bleiben, denn mit seinem Antrag findet der Waldbesitzer aus Neu Wulmstorf durchaus die Unterstützung von Norbert Leben. Leben besitzt rund 42 Hektar Wald. Er ist Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Egestorf-Hanstedt und zugleich geschäftsführender Vorsitzender der forstwirtschaftlichen Vereinigung Nordheide-Harburg, in der die Betriebsgemeinschaften im Landkreis Harburg organisiert sind. "Es ist eine berechtigte Forderung, die jetzt bei den Waldbesitzern wieder lauter wird. Die Erfüllung dieser Forderung ist mehr als fällig. Ich werde meine Waldbesitzer in dieser Sache nicht alleine stehen lassen, deswegen unterstütze ich diese Forderung", sagt Leben, der gerade gestern seine Stellungnahme beim nicht öffentlichen Erörterungstermin vor dem Agrar- und Umweltausschuss des niedersächsischen Landtages vorgetragen hat.

Im Kreis Harburg ist der Antrag der Hamburger längst zum Politikum geworden. Hier wird die Forderung nach einem Staatsvertrag, der Fördermenge und -zeitraum regeln soll, zwischen Hamburg und dem Land Niedersachsen immer lauter. Leben sagte in Hannover: "Begehrt ist das Wasser aus dem Wald auch, weil es nur sehr geringe oder keine Reinigungskosten verursacht." Der gute Zustand des Wassers sei, so Leben, den Anstrengungen der Waldbesitzer geschuldet, reine Kiefernwälder mit Laubbäumen aufzuforsten. Es sei nicht hinnehmbar, die Waldbesitzer auf den Kosten sitzen zu lassen, mit dem Argument, sie seien dem Gemeinwohl verpflichtet.