Es war einmal ein Entenpaar in Lüneburg. Die beiden kannten keine Furcht. Sie watschelten zum Kino an der Bockelmannstraße, in die Feldstraße im Roten Feld, ins Wasserviertel.

Sie fraßen das übrig gebliebene Popcorn der Filmegucker, die Brötchenkrumen der Wilhelm-Raabe-Schüler und die Kuchenkrümel der Kaffeetrinker im Coffeeshop am Ende vom Berge. Immer zusammen, immer aus auf Abenteuer.

Am Freitagabend haben sie sich zu viel zugemutet: Da wollten sie von der Bastion hinüber zum Stint. Über die Reichenbachstraße. Um viertel nach acht. Das hat das Entenweibchen nicht überlebt.

Die Autofahrerin vor ihr habe zunächst abgebremst, dann aber doch noch Gas gegeben und die Ente erwischt, erzählt Marion Koch (51). Die Lüneburgerin kennt die beiden Furchtlosen seit Jahren, wusste gleich, dass sie es sind. Welches Entenpärchen wackelt sonst schon über die Reichenbachstraße.

Marion Koch fuhr an die Seite, schaffte das kleine tote Tier von der Fahrbahn und legte es an den Straßenrand. Dort, auf Höhe des Alten Kaufhauses, haben Spaziergänger den Körper ein paar Stunden später in der Erde begraben - und ihm ein Holzkreuz aus Zweigen gebaut. Ade, furchtlose Ente.