Der Plan, einen Discount-Markt in der Winsener Innenstadt zu bauen, ist fürs Erste gescheitert. Während der Informationsveranstaltung am Dienstag konnten die Planer noch so sehr für ihr Projekt werben.

Winsen. Ein eingeschossiges und schmucklos konzipiertes Gebäude aus dem "Discounter-Baukasten" wurde fraktions- und interessenübergreifend abgelehnt. Der vorgestellte Neubau an der Plankenstraße, so der Tenor von Bürgern und Politikern, passe nicht - architektonisch wie inhaltlich. Damit steht das Zwei-Millionen-Euro-Projekt vor dem Aus.

Plan der Eigentümerfamilie Kröger war, das bei Winsenern ungeliebte und seit 1999 leer stehende Neukauf-Gebäude abzureißen und stattdessen einen rund 2000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex mit Netto-Markt, KiK und zwei weiteren Shops zu errichten. In Zusammenarbeit mit den Objektentwicklern Hermann Bischoff und Jan Heimsoth war das insgesamt 4500 Quadratmeter große Grundstück völlig neu überplant worden. 71 Parkplätze waren vorgesehen, ebenso eine offenere Struktur zur Innenstadt. Einzig die Gaststätte Jever-Krug sollte erhalten bleiben.

Baurechtlich passte das geplante Zweckgebäude ohnehin nicht zum städtischen Bebauungsplan, der dort mindestens zwei Geschosse vorschreibt. Doch wie Stadtplaner Alfred Schudy sagte, sei das Rathaus bereit gewesen, den Discounter zu genehmigen, und zwar zu Gunsten der Wiederbelebung des Viertels, das seit mehr als zehn Jahren in unbefriedigendem Zustand verharrt.

Doch diese Pläne erhielten am Dienstag eine Absage. Das Plenum wünschte sich einen hochwertigeren Bau nebst qualitativ ansprechenden Mietern. Im Einzelhandelskonzept der Stadt sei ein Mischgewerbe vorgesehen - Gastronomie, Einzelhandel, Wohnungen. Dem werde mit dem vorgestellten Konzept keine Rechnung getragen. "Eine Bereicherung für die Altstadt ist ein Netto jedenfalls nicht", sagte eine Frau. "Wir haben bereits neun Lebensmittelmärkte in Winsen - wozu brauchen wir einen zehnten?", hieß es von anderer Seite. "Billig zieht billig an", sagte ein weiterer Bürger. Er befürchte eine "Verslumung" der Altstadt, woraufhin der Einwurf kam: "Welche Altstadt? Wir haben nur Billigläden."

Abgesehen davon sei der Architektenentwurf für den Discounter ein "städtebaulicher Flop". Warum nicht ein dreigeschossiger Bau mit kleinen Läden, Wohnungen und Parkdeck errichtet werde, wollten die Bürger von den Planern wissen. "Weil wir dafür keine Mieter finden. Drei Geschosse bekommen wir nicht voll", sagte Hermann Bischoff. Selbst der Vorschlag, öffentliche Institutionen könnten ein derartigen Neubau nutzen, beschieden die Planer negativ. "Es muss vermietbar und finanzierbar bleiben. Wenn sie einen Investor haben - zeigen sie uns den!"

Angesichts dieser Unbeweglichkeit platzte Tobias Müller (Freie Winsener) der Kragen: "Sie sind die Entwickler, sie müssen sich Gedanken machen!" Auch André Wiese (CDU), Bernd Meyer (Grüne) und Dirk Oertzen (SPD) erteilten dem jetzigen Entwurf eine Absage, seien "nicht überzeugt". Die Fraktionen wollen für die Gestaltung dieser markanten städtebaulichen Einheit mehr Zeit und "nicht hören, was nicht geht" (Oertzen). Demnach wird das jetzige Konzept im Planungsausschuss am 27. Mai aller Voraussicht nach ad acta gelegt.