Am 23. April um 10 Uhr werden die Fundstücke der Gemeinde Seevetal in Hittfeld versteigert. Fahrräder gibt es schon ab zehn Euro.

Hittfeld. Ihr Lager ist gefüllt. Ilona Heßlinger hat alles katalogisiert und etikettiert. Vom Adidas Turnschuh-Paar in Kindergröße, "kaum getragen", sagt sie, bis zum Zahnersatz ist alles nummeriert und katalogisiert. Im Fundbüro des Hittfelder Rathauses bleibt kaum noch Platz zum Treten. Hier landet alles, was in der Gemeinde Seevetal gefunden wurde, darunter der im Schulbus liegen gelassene Turnbeutel, mehr als 100 Fahrräder, Schirme, Taucherbrillen, Sporthosen, Jacken, sogar eine kleine Schwimmbad-Treppe und ein Geldspiel-Automat, "den die Polizei auf einem Acker gefunden und her gebracht hat", sagt die Chefin des Seevetaler Fundbüros im Keller des Rathauses.

Ilona Heßlinger: "Wir bewahren alle Sachen ganz genau ein halbes Jahr auf, wenn sich bis dahin kein Finder oder Besitzer gemeldet hat, bleibt alles im Besitz der Gemeinde und wird versteigert." Nur das Gebiss, das im Sommer 2005 nachdem Schützenfest auf dem Schützenplatz gefunden wurde und für das sich seitdem kein Besitzer gemeldet hat, das bewahrt Ilona Heßlinger in ihrem Büroschrank im ersten Stock des Rathauses auf. "Nein", sagt sie, "das kommt natürlich nicht unter den Hammer. Ich wüsste nicht mal, was man für so ein Gebiss nehmen sollte. Auch unsere Schlüsselsammlung wird nicht versteigert. Die Schlüssel werden vernichtet, wenn sich kein Eigentümer meldet."

Regenschirme und Fahrräder, die gingen bei den Versteigerungen immer, so die Rathausmitarbeiterin, die, wenn sie nicht gerade im Keller Fundsachen katalogisiert, in der Ordnungsabteilung der Verwaltung Pässe verlängert. "Es kommt auf das Wetter und die Kauflaune der Leute an, die zur Versteigerung kommen. Einmal hat sich bei einer unserer Versteigerungen eine Wohngemeinschaft mit Handtüchern und Fön eingedeckt. Die jungen Leute haben sich so gefreut, dass sie die ganzen Sachen so günstig ersteigern konnten." Studenten, die nicht viel Geld zur Verfügung hätten, seien oft dabei, beispielsweise um günstig an ein Fahrrad zu kommen, sagt Ilona Heßlinger. So manches herrenlose Rad sei schon für zehn Euro zu haben.

Heßlinger hält ein HSV-Fan-Trikot hoch. "Das ist schnell weg, genauso wie die Adidas-Turnschuhe. Die Leute freuen sich, wenn sie für ihre Kinder hier etwas Gutes ersteigern können, neu sind die Sachen doch ziemlich teuer. Und wir sind natürlich froh, wenn wir in unserem Keller wieder mehr Platz haben." Was nicht bei der Versteigerung wegkommt und noch brauchbar ist, wird dem Deutschen Roten Kreuz gespendet. Und kaputte Sachen sortiert Ilona Heßlinger sowieso gleich aus. "Viele Leute ersteigern auch alte und kaputte Fahrräder, und benutzen die dann als Ersatzteillager." Aber in dem grauen Kellerraum stehen auch viele Schmuckstücke für Fahrrad-Liebhaber.

Ilona Heßlinger hat inzwischen einen Blick dafür, was bei einer Versteigerung geht oder nicht geht. Wertvoller Schmuck werde bei ihr eher selten als Fundsache abgegeben. "Und wenn wir mal echten Schmuck bekommen, dann lassen wir den vor der Versteigerung schätzen. Den Grundpreis für die Auktion legt am Ende dann der Auktionator fest. Und dann wird gesteigert. Heßlinger: "Manchmal bringt ein Fahrrad viel mehr ein, als wir dachten, weil sich die Leute gegenseitig überbieten, wenn sie das Rad unbedingt haben wollen", sagt sie. Aber in der Regel seien intakte Räder oft schon für zehn bis 50 Euro zu haben. Ilona Heßlinger: "Vor Jahren wurde uns mal ein Riesen-Stoffschlumpf gebracht, der schon recht mitgenommen aussah. Wir haben dann versucht, über die Zeitung den Besitzer zu finden, weil wir dachten, dass das Kind, das ihn verloren hat, sicher traurig sein müsste. Aber es hat sich leider niemand gemeldet. Der landete dann im Müll."

Ganz sicher nicht im Müll landen wird die derzeit kurioseste Fundsache: ein beigefarbener Klosett-Deckel in Originalverpackung. Den hat jemand im Bus liegen lassen. Die Mitarbeiter der KVG brachten ihn ins Rathaus. Und hier liegt er nun mit all den anderen Dingen, die am Freitag, 23. April, um 10 Uhr auf dem Betriebshof der Gemeinde Seevetal, Meyermannsweg 9 in Hittfeld öffentlich ersteigert werden.