Alte Fahrzeuge verlieren nicht an Reiz. In der Nordheide waren am Wochenende viele Schönheiten zu bestaunen.

Dibbersen. Da steckt noch Leben drin. Von Altersmüdigkeit keine Spur. Viele der aufpolierten Old- und Youngtimer erscheinen blitzblank in Chrom und Lack wie an ihrem ersten Tag. Am Wochenende gaben sich mit ihren Fahrzeugen aus Nah und Fern angereiste Oldtimerfreunde ein Stelldichein in der Nordheide, wo Hotel- und Restaurantbetreiber Heiner und Tina Frommann die Szene zur fünften Oldtimer-Rallye "Rund um Dibbersen" aufgerufen hatten.

Heiner Frommann (48): "Es meldeten sich mehr Teilnehmer, als wir organisatorisch unterbringen konnten." So gingen mit 74 Fahrzeugen schon mehr als ursprünglich vorgesehen an den Start. Und nicht nur die alten Autos, Motorräder und Trecker strahlten, sondern auch ihre Fahrer und Beifahrer. "Das macht ganz einfach Spaß", sagt Karosseriebauer Karl Wittenberg (68) aus Buchholz, der assistiert von Beifahrer Axel Dubiel (69) mit seinem Mercedes 190 SL (Vierzylinder, 105 PS, Baujahr 1956) die Rallye auch schon in den Vorjahren mitgefahren war und dabei bereits zwei Pokale nach Hause brachte. Wittenberg betont, er sei sehr stolz, dass er sein Auto damals mit 400 000 Kilometer auf dem Tacho und zahlreichen Mängeln nicht auf den Schrott geworfen, sondern es in zehnjähriger Arbeit, bis 2001, komplett restauriert habe. Seitdem sei er zumeist mit seiner Frau Ingrid mit dem Auto unterwegs und nehme auch an anderen Oldtimer-Rallyes teil. Und überall würden Menschen staunend stehen bleiben, hebt er hervor: "Man hat immer Leute um sich, die Fragen stellen. So ein altes Auto liefert unendlich viel Gesprächsstoff."

Rallye-Organisator Heiner Frommann ist selbst vom Oldtimer-Virus infiziert, fährt einen originalgetreuen BMW 3.0 und einen in der Leistung von 120 auf 179 PS gesteigerten BMW 2002, Baujahr 1969, mit dem er auch schon erfolgreich an Youngtimer-Trophy-Rennen auf europäischen Rennstrecken teilgenommen hat. Die Rallye "Rund um Dibbersen" - sie führte vormittags 79 Kilometer durch den Landkreis Harburg und nachmittags 136 Kilometer durch die Südheide bis in den Landkreis Uelzen - hatten Frommann und seine Frau 2006 zum 350-jährigen Bestehen des Familienbetriebs ins Leben gerufen. Inzwischen melden sich nicht nur Fahrer aus der näheren Umgebung an, einige kommen aus Hannover, Göttingen oder gar aus Köln.

Auch Frommanns Schwiegervater Gerd Jonas (68) ging am Sonnabend mit auf Tour. Sein BMW 600 von 1959 - auch "große Isetta" genannt - lief wie eine Eins. Das Auto hatte der gelernte Tischler in zweijähriger Arbeit restauriert. "Ersatzteile werden nachgebaut und gibt es immer noch zu kaufen", sagt er. In der Szene gibt es viele Spezialisten, darunter Werkzeugmacher, die im Notfall weiterhelfen können. Heiko Schirmer (44) aus Regesbostel ist als Werkzeugmacher nicht nur Experte für die Instandhaltung alter Mechanik, als selbstständiger Konstrukteur arbeitet er für die Autoindustrie und entwickelt Bedienelemente für moderne Fahrzeuge. Entspannung holt er sich, wenn er mit seinem alten Motorrad, einer Horex Regina 350 (ein Zylinder, 17,4 PS, Baujahr 1950) auf Achse ist. "Meine Frau und meine beiden Töchter haben Verständnis für mein Hobby", sagt er.

Ilona Watzek (48), Sohn Simon (13) und Welsh Terrier "Hannes" (2) bewiesen beim Start mit ihrem Triumph TR6 - die ersten 25 Meter mussten möglichst genau in sieben Sekunden durchfahren werden - ein gutes Zeitgefühl. Nur zwei Zehntelsekunden lagen sie darüber. Das Auto hatte Ehemann Reinhard (51) - er betreibt eine freie Autowerkstatt in Marmstorf - während des Winterhalbjahrs wieder von Grund auf in Schuss gebracht. Selbst nahm er mit einem alten BMW Polizei-Motorrad an der Rallye teil. Friedo Mindermann (70) aus Dangersen fuhr einen roten Porsche, allerdings keinen Sportwagen, sondern einen Allgeier Porsche AP25, Baujahr 1960, der in seiner Form unschwer als Trecker auszumachen ist. "Ich habe früher im Landkreis als Straßenwärter Lastwagen gefahren", sagt er. Die Treckerpiloten mussten bei einer Sonderprüfung am Kiekeberg unter anderem einen Anhänger rückwärts durch eine Gasse manövrieren.

Veranstalter Heiner Frommann: "Die Organisation einer Rallye ist sehr aufwendig. Landkreise und Gemeinden müssen ihre Zustimmung geben."