Es gibt Leute, die von der Seelenwanderung überzeugt sind. So meinen sie, in einem früheren Leben als Ritter oder Prinzessin auf der Erde geweilt zu haben.

Die Überzeugung, als Wiedergeburt zu leben, löst bei mir rechnerische Überlegungen aus: Früher gab es auf der ganzen Erde nur wenig Menschen. Wahrscheinlich weniger, als jetzt in einer wirklich großen Großstadt leben. Selbst im Mittelalter lebten nur wenig Menschen. Werden die Wiedergeburten also häufiger? Muss man gleich die nächste Runde auf der Erde drehen, ohne sich zwischendurch einmal eine Pause zu gönnen und auszuruhen. Oder tauchen Menschen auf, die noch kein vorheriges Leben hatten?

Aber selbst, wenn wir alle wiedergeboren werden, gehörten auch früher die meisten zur einfachen Bevölkerung. Im Mittelalter waren sie also Leibeigene und nicht Ritter. Dabei waren damals wohl auch viele Ritter für unser Verständnis ziemlich arm und mussten ihr Einkommen als Raubritter aufbessern. Im alten Rom oder Griechenland war es auch nicht besser, da lebten die Vorfahren als Sklaven, statt als Sklavenhalter. Selbst im 19. Jahrhundert schufteten die meisten als ungelernte, unterbezahlte Arbeiter in den Fabriken oder lebten als Knechte, Mägde oder Tagelöhner auf dem Land.

Aber sollen sich die esoterisch Veranlagten ruhig vorstellen, sie wären Ritter gewesen und hätten für eine edle und gerechte Sache gekämpft. Vielleicht veranlasst es sie, sich an die ritterlichen Tugenden zu erinnern und sie in unsere heutige Welt zu übertragen. Schaden würde es unserer Gesellschaft bestimmt nicht.