Gibt es noch unbekannte Mitbürger in Harburg und im Großraum Hamburg, die Opfer des Nationalsozialismus waren und nach Theresienstadt deportiert wurden?

Harburg. Diese Frage wollen 15 Schüler der neunten Klassen der Haupt- und Realschule Bunatwiete in Harburg beantworten. Gemeinsam mit ihren Lehrern und Rainer Micha vom Arbeiter-Samariterbund Hamburg begannen sie ihre eigene Entdeckungsreise in die Geschichte Deutschlands, um bisher nicht genannte Personen zu finden. Nach Unterrichtsschluss widmen sich die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren den Recherchen in Museen, Archiven und KZ-Gedenkstätten. Im Rahmen des Projekts "Dialog der Urenkelinnen und Urenkel" starteten sie die Suche nach möglichen Spuren von Zeitzeugen und machten sich gemeinsam mit Initiator Rainer Micha - er erarbeitete das Konzept - auf den Weg ins Museum für Hamburgische Geschichte, der ersten Station des Projekts. "Die Jugendlichen sind hoch motiviert", sagte Rainer Micha, "sie sind sehr aufmerksam und zeigen großes Interesse am Schicksal der Juden in Hamburg während der NS-Zeit."

Bis Juni haben die Schüler Zeit, möglichst viele Informationen zu sammeln, zum Beispiel auf dem neuen und alten Friedhof in Harburg. Auf ihrem Zeitplan steht auch die schon selbstverständlich gewordene, regelmäßige Saubermachaktion des Joseph-Carlebach-Platzes in Nachbarschaft der Universität Hamburg. Hier stand einst die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde. Als Kooperationspartner des Projekts "Dialog der Urenkelinnen und Urenkel" stehen den Schülern "Arbeit und Lernen" sowie die KZ-Gedenkstätte Neuengamme unterstützend zur Seite.

Zeitgleich mit den Harburger Jugendlichen startete eine Gruppe Gleichaltriger in Prag, um in ihrem Land nach bisher noch nicht entdeckten Zeitzeugen zu suchen. Gegenseitig wollen sie im Sommer ihre Suchergebnisse austauschen und in Form einer Ausstellung zeigen. Dann werden auch Besucher aus Prag in Harburg erwartet.

Dabei sein wird Professorin Dagmar Lieblova. Sie überlebte mehrere Konzentrationslager und wird den Projektteilnehmern der Schule Bunawiete aus ihrem Leben in den Konzentrationslagern erzählen.