Hamburger Abendblatt:

Herr Bender, haben Sie keine Lust mehr, Lehrer zu sein?

Dieter Bender:

Natürlich verspüre ich noch Lust am tollen Beruf des Lehrers. Schließlich habe ich meine Midlife-Crises schon hinter mir. (lacht)

Abendblatt:

Aber warum wollen sie dann hauptamtlicher Bürgermeister in Winsen werden?

Bender:

Weil ich den Antrieb habe, nochmals etwas Neues zu wagen. Ich bin jetzt 15 Jahre in der Kommunalpolitik und kann in etwa absehen, was es bedeutet Bürgermeister einer so schönen Stadt wie Winsen zu sein. Darum sehe ich es als Herausforderung an, mich um das Amt zu bewerben.

Abendblatt:

Was machen Sie, wenn Sie tatsächlich Bürgermeister werden?

Bender:

Ich möchte es anders machen, als die anderen. Ich möchte gestalten, Ideen umsetzen, ein politischer Bürgermeister sein. Die Verwaltung ist in ihrer jetzigen Form gut besetzt, mit Verwaltungsfachleuten und juristischem Sacherstand. Da ist eine Menge Kompetenz vorhanden, die ich nutzen möchte.

Abendblatt:

Wann reifte Ihr Entschluss, sich als SPD-Kandidat für das Amt zu bewerben?

Bender:

Vor eineinhalb Jahren bei einer Radtour um den Bodensee. Ich habe das mit meiner Frau Sabine besprochen und irgendwann hat sie gesagt, sie würde mich unterstützen.

Abendblatt:

Das war Ihr Schlüsselerlebnis?

Bender:

Genau genommen war es eine Schlüsselzeit. In der SPD haben wir uns darüber unterhalten, wer unser Kandidat sein könnte, nachdem Frau Bode angekündigt hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen. Und ich hatte Lust. Ich stand vor der Entscheidung: Lehrer bis ich 66 bin, oder nochmal etwas Neues probieren.

Abendblatt:

Was würden Sie anders machen als Angelika Bode?

Bender:

Ich muss mich nicht mit Frau Bode vergleichen. Ich kann nur sagen, wie ich es machen möchte, das steht heute schon fest.

Abendblatt:

Und zwar?

Bender:

Wie gesagt: Ich möchte ein politischer Bürgermeister sein, keine Scheinneutralität vorspielen. Und dennoch werde ich kein sozialdemokratischer Bürgermeister sein, sondern einer für alle Winsener. Ich würde engen Kontakt zur Bevölkerung suchen und meine Kenntnisse im unternehmerischen Bereich einbringen.

Abendblatt:

Wo wollen Sie Akzente setzen?

Bender:

Zunächst einmal würde ich die Wirtschaftsförderung weiter fassen, auch bereits ansässige Firmen fragen: Wie kann Euch die Stadt helfen? Außerdem würde ich ganz praktisch die Ausschusssitzungen zeitlich nach hinten verlegen, damit jeder an Kommunalpolitik teilhaben kann. Die Öffnungszeiten im Rathaus könnten ebenfalls optimiert werden.

Abendblatt:

Gibt es darüber hinaus Pläne, die Sie umsetzen wollen?

Bender:

Ich möchte das Ehrenamt stärken, die engagierten Bürger fördern. Das machen Frau Bode und die Stadt bereits sehr gut. Denn es gibt keine soziale Gesellschaft ohne das Ehrenamt. So gibt es etwa keine bessere Jugendarbeit, als Kinder in der Feuerwehr oder beim Sport zu betreuen. Ein großes Ziel von mir ist auch die kostenlose Bildung. Was für die Schule gilt, sollte auch in der frühkindlichen Betreuung gelten. Wir müssen Chancengleichheit herstellen, von Kindesbeinen an.

Abendblatt:

Und wie wollen Sie das finanzieren?

Bender:

Ein großes Finanzierungspotenzial sehe ich Leitungsbereitschaft der älteren Bevölkerung. Der demografische Wandel führt dazu, dass immer mehr Menschen als Rentner oder Pensionär leben. Dabei steckt in vielen so viel Schaffenskraft. Sie könnten beispielsweise ehrenamtlich stärker einbezogen werden, was eine persönliche Wertschätzung des Einzelnen mit sich bringt.

Abendblatt:

Mit älteren Menschen allein dürfte das aber nicht zu bewerkstelligen sein.

Bender:

Natürlich nicht. Darüber hinaus sehe ich Potenzial in vielen kleinen Einzelmaßnahmen. Energieeffizienz bei städtischen Projekten bringt Einsparungen, die von mir angesprochene Wirtschaftförderung könnte Mehreinnahmen bringen. Auch die Gewerbegebiete oder private Investoren wie gerade am Golfplatz Green Eagle helfen, die Stadtkasse zu entlasten.

Abendblatt:

Sie haben also Visionen.

Bender:

Ich bin ein Freund von kreativen und nach vorne blickenden Ideen. Ob das dann umzusetzen ist, werden die hochqualifizierten Winsener Verwaltungsmitarbeiter herausfinden. Aber grundsätzlich sollten neue Dinge zuerst einmal positiv angegangen werden.

Abendblatt:

Was meinen Sie, in welche Richtung würde sich Winsen unter Ihrer Ägide entwickeln?

Bender:

Es ist Aufgabe des Rates, einen bis zum Jahr 2020 gültigen Flächennutzungsplan aufzustellen, da müssen sowohl Erholungsbereiche als auch Gewerbeflächen Platz finden. Zudem bin ich immer noch Anhänger der Maxime: kurze Füße, kurze Wege. Wenn es umsetzbar ist, sollte jeder Ortsteil eine Grundschule haben.

Abendblatt:

Meinen Sie, die Wahl im Jahr 2011 gewinnen zu können?

Bender:

Ja! Warum: Ich bin bereits bei zwei Wahlen knapp unterlegen - 2001 zum ehrenamtlichen Bürgermeister und danach zum Ersten Stellvertreter von Frau Bode. Aufgrund dieser Erfahrungen wird mir das nicht nochmal passieren!

Abendblatt:

Wie wollen Sie das anstellen?

Bender:

Ich werde Hausbesuche machen, auf die Leute kontinuierlich zugehen. Und: ich werde bleiben wie ich bin - glaubwürdig.