Erinnern Sie sich noch an die Momente, in denen Sie in die große Bonbondose ihrer Oma greifen durften? Hören Sie noch das Knistern des Verpackungspapiers? Und dann: Der süße Geschmack, wenn sich die zuckrigen Stücke langsam auf der Zunge auflösten.

Rosengarten. Süßigkeiten verkörpern Versuchung, Wohlbefinden und Kindheitserinnerungen zugleich. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat ihnen jetzt eine ganze Sonderausstellung gewidmet. Am Freitag wurde "Süße Verlockung: von Zucker, Schokolade und anderen Genüssen" eröffnet.

Auf insgesamt 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden sich Exponate aus fünf Jahrhunderten rund um das Thema Süßigkeiten. "Dabei greift die Ausstellung vier thematische Schwerpunkte auf", erklärte Thomas Kühn (29), wissenschaftlicher Volontär am Kiekeberg und Kurator der Ausstellung, "die Geschichte des Zuckers, die historische Vielfalt der süßen Produkte, süße Modegetränke sowie die Formen der Vermarktung."

Dabei startet die Ausstellung mit der Frage, wie die Runkelrübe eigentlich zum Süßungsmittel wurde und endet mit dem, was passiert, wenn man zu viel von den zuckrigen Köstlichkeiten gegessen hat - einem Besuch beim Zahnarzt. Dazwischen informieren Schautafeln darüber, welchen Weg der Zucker von Südamerika in unsere Lebensmittel genommen hat, wie er in privaten Haushalten genutzt wird und in gläsernen Vitrinen wird zum Beispiel die Frage geklärt, welche Aufgaben Bäcker wie Uwe-Jens Nissen aus Eckernförde 1963 bestehen mussten, um ihren Meistertitel zu erlangen.

"Wir sind sehr froh, diese Ausstellung bei uns zeigen zu können", betonte Museumsdirektor Dr. Rolf Wiese und verwies auch auf den regionalen Ansatz der Ausstellung. So sei der Verkaufswagen des ersten und letzten Schmiereisverkäufers Hugo Trappiel aus Harburg hier zu sehen. In den 40er-Jahren bereitete er sein Eis in einem Hinterzimmer eines Beerdigungsinstituts aus Trockenmilch, Aromen und Lebensmittelfarben zu. Das Schmiereis wurde mit einem Spachtel auf Pergamentpapier gebracht und an seinem Eisstand verkauft.

"Im Rahmen der Ausstellung werden im Freilichtmuseum auch regelmäßig Aktionstage stattfinden, an denen beliebte Leckereien im Mittelpunkt stehen sollen", so Museumsdirektor Rolf Wiese.

So richtig süß für die Besucher ging es am Sonntag zu. Beim Schleckermarkt präsentierten Hobbybäcker und Profis süße Verlockungen. Ob aus Marzipan, Zucker, Lakritz, Kuchenteig oder mit Hochprozentigem verfeinert - das bunte Angebot an raffinierten Genüssen begeisterte große und kleine Leckermäuler. Kinder durften selbst ausprobieren, wie aus Zucker und Kräutern Bonbons gemacht werden, und Aussteller ließen die Besucher beim Anfertigen der süßen Kunstwerke zuschauen. Bei so viel süßer Versuchung war manch ein Besucher schon vom Probieren satt, die meisten nahmen für längeren Genuss ihre Lieblingsleckereien mit nach Hause. Vorträge über "süße" Themen, ein Besuch in der Ausstellung "Süße Verlockung" und der Kiekeberger Kuchenwettbewerb im historischen Tanzsaal rundeten das Programm ab.

Süße Verlockung ist eine gemeinsame Ausstellung des Ausstellungsverbundes "Arbeit und Leben", einem seit 1990 bestehendem Zusammenschluss kulturhistorisch-volkskundlicher Museen aus verschiedenen Bundesländern Deutschlands. Am Kiekeberg wird die Wanderausstellung noch bis zum 30. Januar zu sehen sein.