34 Brote und 30 Semmeln wurden gestern in ganz unterschiedlichen Kategorien geprüft. Ab heute sind die Ergebnisse im Internet zu sehen.

Winsen. Michael Isensee ist Experte, wenn es um Brot und Brötchen geht. Und er ist kritisch - extrem kritisch. Aber das gehört wohl dazu, wenn man tagtäglich als Qualitätsprüfer unterwegs ist. Für die Bewertung eines Produktes benötigt der 47-Jährige nicht besonders lange, höchstens ein paar Minuten. "In einer Stunde schaffe ich etwa 15 Proben", sagt Isensee, während er ein goldbraunes Weizenbrötchen auf den Tisch legt und es mit einer Hand kräftig zusammendrückt. "Ein gutes Brötchen sollte jetzt wieder in seine Form zurückkehren und darf dabei aber nicht zu viel seiner knackigen Kruste verlieren." Und - dieses Brötchen besteht den Test. "Aber das Aussehen ist nur eins von insgesamt fünf Kriterien. Also, wenn ein Brötchen bei Form uns Aussehen schlecht abschneidet, dann kann es in anderen Kategorien trotzdem punkten."

Gestern glich die Eingangshalle der Volksbank in der Rathausstraße in Winsen einer Backstube. Insgesamt neun Bäckerei-Betriebe aus den Landkreisen Harburg und Lüneburg hatten an diesem Tag ihre besten Brote und Brötchen zur Prüfung abgegeben, um sich die Qualität ihrer Produkte bescheinigen zu lassen. Die jährliche Prüfung ist für die Mitglieder der Innung freiwillig. "Sinn der Sache ist es, dass wir den Verbrauchern einen Service bieten. Sie können später im Internet abrufen, welche Bäckereien in ihrer Umgebung die besten Produkte verkaufen", erklärt Werner Mues, der stellvertretende Obermeister der Bäckerinnung Harburg-Lüneburg, der an diesem Tag seine Produkte auch von Michael Isensee bewerten lässt. Die Prüfungen sollen in der Öffentlichkeit stattfinden, die Kunden sollen die Möglichkeit haben, die Prüfung zu verfolgen und Fragen zu stellen. Michael Isensee, der Unterstützung von Bäckermeister Frank Soetebier aus Winsen bekommt, testet an diesem Tag 34 Brote und 30 Brötchen. "Ja, wir essen heute schon eine ganze Reihe an Gebäck", gibt Isensee zu. "Aber die Lust am Brötchen verliere ich deshalb gewiss nicht. Ich genieße die Vielfalt, die sich mir an jedem Morgen am Frühstückstisch bietet." Seit 18 Jahren ist das Testen von Gebäck sein Leben. Deshalb kann er auch schnell Punkte vergeben. Geprüft wird in folgenden Kategorien: Form und Aussehen, Oberflächen- und Krusteneigenschaften, Lockerung und Krumenbild, Struktur und Elastizität, Geruch und Geschmack. Wichtige Merkmale sind beispielsweise auch die die Schneid- und Bestreichbarkeit des Gebäcks. Bei Weizenbrötchen kommt es zudem auf die Rösche an. Damit ist das Aufreißen des Teigs an der Oberseite des Brötchens gemeint. Auch das "fenstern", das wabenförmige zerbröckeln der Oberfläche ist ein Kriterium. Ist das Brötchen zu hart, patzt die Kruste ab, ist es zu weich, gibt es kein Aufplatzen. Und so werden an diesem Tag viele verschiedene Sorten getestet: Vom schlichten Weißbrot über das Graubrot bis zum "König-Ludwig-Brot", einem Dinkel-Malz-Roggenbrot, Weltmeisterbrötchen, Sonneblumenkern-, Mohn- und Weizenbrötchen. "Im vergangenen Jahr waren wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis für unsere Innung", sagt Werner Mues. "Nun müssen wir abwarten, wie das Ergebnis in diesem Jahr ist. Aber ich bin guter Dinge." Die Ergebnisse stehen ab heute im Internet.

www.brot-test.de