Heidi Tuscher (58) traut sich und zeigt Gesicht. Die Sekretärin ist einer von etwa 25 Bürgern, die im Landkreis Harburg für Zivilcourage werben.

Buchholz. Dafür, bei einem Verbrechen nicht wegzuschauen, sondern Hilfe zu holen. Heidi Tuscher und die anderen Männer und Frauen werden sich auf einem Plakat der Polizei zeigen und in einem kurzen Spruch sagen, wie jeder schlau eingreifen kann, wenn Mitmenschen belästigt, bedroht, geschlagen und ausgeraubt werden.

Das Plakat wird in allen Polizeidienststellen im Landkreis Harburg ausgestellt werden. Das Ganze ist eine Initiative des Niedersächsischen Innenministeriums mit dem Titel: "Zivilcourage hat viele Gesichter. Zeig deins!"

Die "Models" castet der Polizeichef im Landkreis Harburg, Uwe Lehne, am Sonnabendvormittag zusammen mit den Polizeibeamten Markus Kaulbarsch, Carsten Bünger und Polizeisprecher Jan Kröger bei Möbel Kraft in Buchholz. Die Landtagsabgeordneten Norbert Böhlke (CDU), Silva Seeler und Brigitte Somfleth (beide SPD) helfen mit, mehrere hundert Flyer zu verteilen. Das Faltblatt enthält sechs Verhaltensregeln, wie jeder "eingreifen" kann, ohne sich selbst zu gefährden.

Die Flyer nehmen viele Möbelhauskunden im Vorbeigehen mit. Fotografieren lassen wollen sich dagegen nur wenige. Heidi Tuscher macht sofort mit, setzt sich spontan auf die "Besetzungscouch" im Eingangsfoyer. "Helfen mit Verstand - ich schaue nicht weg" wird später auf dem Plakat unter ihrem Foto stehen. "Ich finde es beschämend, dass so viel passiert, und die Menschen nur an sich denken", sagt sie. Zeugin eines Verbrechens sei sie selbst aber noch nicht geworden. "Handy immer dabei - kostenloser Notruf" oder "Hinschauen und Polizei rufen" sind Aussagen der Bürger, die bei der Aktion mitmachen.

Schon am Sonnabend, 27. März, wird die Polizei auf dem Markt in Buchholz erneut für Zivilcourage werben. Wegen der angekündigten Demonstration der rechtsextremen NPD am 3. April in der Stadt, wollen die Beamten mit den Bürgern auch über die Rolle der Polizei in der Demokratie diskutieren.

Polizeipräsident Uwe Lehne sagt dazu: "Wir schützen nicht die NPD, sondern die Demokratie. Und die Versammlungsfreiheit ist eines ihrer höchsten Güter."