Die Wirtschaftskrise zeigt Wirkung im Landkreis Harburg. Im Jahr 2009 mussten 104 Betriebe Insolvenz anmelden. Das sind 38,7 Prozent mehr angemeldete Insolvenzen als im Vorjahr.

Winsen. Das geht aus den gerade veröffentlichten Zahlen des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen hervor. "Im letzten Jahr ist damit die Krise auch in unserer Region voll angekommen", sagt der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, Michael Zeinert. Zeinert rechnet damit, dass die Zahl der Insolvenzen n den nächsten Monaten weiter ansteigt. "Gerade in Zeiten wesentlicher Erholung wird es für viele Unternehmen eng. Wenn die Eigenkapitalbasis erschöpft und die Bonität angegriffen ist, kommt es schnell zu Liquiditätsengpässen", so Michael Zeinert.

Die Krise trifft die Unternehmen der Branchen unterschiedlich hart. Im Landkreis Harburg gerieten 21 Betriebe aus dem Baugewerbe in existenzielle Zahlungsschwierigkeiten. Aus dem verarbeitenden Gewerbe meldeten neun Betriebe Insolvenz an. 26 Dienstleister und 24 Betriebe aus dem Handel gaben auf. Besonders hart traf es Freiberufler und Kleingewerbe. Dramatisch seien diese Zahlen nicht, auch wenn eine Insolvenz natürlich für jeden einzelnen Betrieb ein Drama sei, so IHK-Sprecher Markus Mews. Man könne eher sagen, der Landkreis Harburg "ist noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen". Von einer Insolvenz bedrohte Betriebe im Kammerbezirk können sich unter der Telefonnummer 04131/742-125 an die IHK, die verschiedene Hilfsangebote bietet, wenden.

Auch Wilfried Seyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) hält die jetzt veröffentlichen Zahlen insgesamt für nicht dramatisch, abgesehen von den Einzelschicksalen, die dahinter stünden, so Seyer. "Natürlich weiß ich von einigen Insolvenzen im Landkreis. Ein Anstieg von 3,7 Prozent ist hoch, aber dieser Anstieg ist ganz offensichtlich der Krise geschuldet. Und es war wirklich nicht zu erwarten, dass diese Krise spurlos am Landkreis vorübergehen würde." Dienstleister und Handel, so der Wirtschaftsförderer, hätten in solchen Zeiten eben nicht die staatliche Hilfe wie beispielsweise die Industrie, die sich mit Kurzarbeit vorübergehend über Wasser halten könne. Ein Pluspunkt für den Landkreis sei, so Seyer weiter, die Tatsache, dass hier ein gesunder Branchenmix angesiedelt sei, der die Wucht der Krise abfedern könne.