Bei der ersten Aktion “Alkoholtestkäufe im Landkreis Harburg“ haben Jugendliche zum Schein in 65 Geschäften Wodka und andere Spirituosen verlangt.

Winsen. "Wir haben im Vorwege alle Geschäfte im Landkreis angeschrieben und sie darauf aufmerksam gemacht, dass Polizei und Jugendpflege im Landkreis diese Testkäufe starten werden. Vor diesem Hintergrund ist das Testergebnis von 29 Prozent, die Alkohol bekommen hätten, hoch", sagt Polizeikommissarin Wibke Hocks. Rund 70 Prozent der Verkäufer haben den Verkauf verweigert. "Wir haben bei dem ersten Testkauf dieser Art im Landkreis Harburg verstärkt auf Prävention gesetzt und deswegen unsere Aktion sehr genau angekündigt", sagt Franz Schaffeld, Leiter der Jugendpflege beim Landkreis Harburg.

Bei rund 50 Prozent aller Delikte aus dem Bereich etwa der schweren Körperverletzung oder der räuberischen Erpressung, an denen Jugendliche beteiligt sind, war Alkohol im Spiel. Flatrate- und Komasaufen sind auch im Landkreis Harburg ein Problem, auch wenn sich hier die Zahl der durch Alkohol auffällig gewordenen Jugendlichen im Gegensatz zu anderen Landkreisen noch in Grenzen hält.

Laut Statistik lagen im Landkreis Harburg im Zeitraum von 2003 bis 2007 die alkoholbedingten Krankenhausbehandlungen bei Jugendlichen im Alter von 15 bis unter 20 Jahren bei 231 Fällen pro 100 000 Einwohner. In der Stadt Delmenhorst beispielsweise waren es 474 Fälle und im Landkreis Uelzen 514 Fälle. "Alkoholisierte Jugendliche sind nicht nur Täter, sie werden auch weitaus leichter zu Opfern, weil damit ihre Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Unser Ziel bei den Testkäufen ist es, die Leute zu sensibilisieren, die hinter dem Ladentisch stehen. Damit sind allerdings die Eltern nicht aus der Verantwortung entlassen", sagt Schaffeld.

Zwischen Ostern und den Sommerferien wird es weitere Testkäufe in Geschäften im Landkreis Harburg geben. Hocks: "Bei dem jetzt abgeschlossenen Testdurchgang haben wir die Jugendlichen natürlich begleitet und mit den Kassierern dann gesprochen, die ihnen den Alkohol auch verkauft hätten. Dabei sind wir fast ausschließlich auf positive Resonanz gestoßen. Das war auch Sinn dieser Präventionsarbeit. Bei der nächsten Testreihe werden dann aber auch Bußgelder verhängen." Denn das Gesetz, das besagt, dass an Jugendliche unter 18 Jahren keine hochprozentigen Spirituosen verkauft werden dürfen, existiert bereits lange. Zuwiderhandlungen können mit 500 bis 3000 Euro teuer werden. Unter der Federführung des Landkreises Harburg wird die Planungsgruppe von Mitarbeitern der Polizei und der Jugendpflege noch die Details für die zweite Testreihe ausarbeiten. Unklar ist noch, ob die Geschäfte dann wieder im Vorwege angeschrieben werden, oder ob die nächsten Testkäufe unangekündigt laufen.