Am 1. März beginnt der meteorologische Frühling und der kalendarische am 20. März. Doch in jedem Jahr ist der wahre Beginn des Frühlings jener nicht vorhersehbare überraschende Moment, den wir alle anders erleben. Jeder für sich und vielleicht sogar zu einem völlig anderen Zeitpunkt.

Der nicht vorhersehbare überraschende Moment könnte sich zum Beispiel so abspielen: Morgens öffne ich das Fenster. Der nasskalte Wind treibt tiefe, graue Wolkenfetzen wie zerfranste Tücher vor sich her. Hat er an diesem Morgen nicht ein anderes besonderes Aroma? Von dieser würzigen Brise scheint eine erfrischende Kraft auszugehen. Ein Duft von Gräsern oder sogar von Blüten? Ist das womöglich eine Täuschung, mehr Hoffnung als Ahnung? Ein flüchtiger Sonnenstrahl leuchtet an Wolkenrändern auf, umspielt weich die kahlen Zweige der Bäume und spiegelt sich in den Fenstern der Häuser. Hat er sich nicht schon warm angefühlt, als er mein Gesicht traf? Und jene eigenartige Unruhe, die mich vom Schreibtisch wegzieht, ist das nicht für mich der wahre Beginn des Frühlings? Auch die innere Stimme, mit der sich der Herumtreiber in mir meldet, flüstert von verführerischen Möglichkeiten die Welt immer wieder neu zu erleben. Der wahre Beginn des Frühlings kann vielfältige Erscheinungsformen haben. Eine davon ist der plötzliche Drang vieler Frauen zum Frühjahrsputz. Dieser weibliche Instinkt ist ein unlösbares Rätsel für mich. Warum ausgerechnet im Frühling? Warum nicht im Herbst oder Winter?