15 Jahre stand Horst Unger am Zapfhahn. Jetzt sieht es so aus, als ob er nicht mehr lange durstige Kehlen ölt. Zumindest nicht in Stöckte.

Winsen. Denn der Pächter des Dorfgemeinschaftshauses nimmt seinen Hut, wird nicht mehr Ausflugsgäste, Vereine und andere Gäste im Winsener Ortsteil bewirten. Sein Pachtvertrag wurde von der Stadt Winsen zum 30. April gekündigt. Und die Erklärung von Stadtsprecher Theodor Peters klingt nach keiner einvernehmlichen Trennung: "Herr Unger hat das Vertragsverhältnis nachhaltig verletzt."

Genauer will sich die Stadt Winsen zum Fall nicht äußern. Stattdessen wird auf der städtischen Internetseite bereits nach neuen Pächtern für den Komplex am Stöckter Sportplatzweg gesucht. So sollte der neue Einlieger eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättenbereich vorweisen, um die 142 Quadratmeter großen Gast- und Clubräume zu bewirtschaften. Außerdem soll der künftige Wirt als Hausmeister für die angeschlossene Sporthalle fungieren. Dafür habe er auch Anspruch auf die 130 Quadratmeter große Wohnung im Dorfgemeinschaftshaus. Die Bewerbungsfrist lief am 12. März ab und laut Theodor Peters gebe es "mehrere Interessenten" für das stadteigene Objekt.

Horst Unger begründet seine Vertragsauflösung mit den Worten: "Das Geschäft hat sich nicht mehr rentiert." Etwas Groll schwingt allerdings mit, wenn er sagt: "Ich habe keinen Bock mehr." Am 30. April, wenn sein Vertrag ausläuft, wird der gebürtige Gehrdener genau 15 Jahre das Dorfgemeinschaftshaus unterhalten haben. Bislang habe er das auch gern gemacht. Doch seiner Meinung nach wurde ihm zum Verhängnis, dass er "zwei Drittel" seines Umsatzes außer Haus gemacht habe. Der 46-Jährige betreibt einen Party-Service - denn allein mit dem Kneipengeschäft komme er auf keinen grünen Zweig. Außer-Haus-Aktivitäten seien im Vertrag allerdings nicht vorgesehen.

Was letztlich zum Bruch mit der Stadt geführt hat, befindet sich im Reich der Spekulation. Es scheint eine Mischung aus steuerlichen Differenzen, Arbeitsauffassung und Auslastung des Hauses gewesen zu sein. Laut Wirt Unger seien Feierlichkeiten generell kleiner geworden, zudem herrsche ein gastronomischer Preiskrieg in Winsen, den er allein mit der Kneipenbewirtschaftung nicht hätte gewinnen können. Zumal er auch seinen Dienst als Hausmeister in der Sporthalle verrichten müsse. Das koste pro Arbeitsgang drei Stunden. Die Kaltmiete der Wohnung trage zwar die Stadt, aber darüber hinaus müsse er monatlich Grundpacht und Umsatzpacht an die Stadt abführen. Wie viel genau - darüber herrschte zuletzt wohl Uneinigkeit.

"Sämtliche Vereine in der Ortschaft sind todtraurig, dass ich aufhöre", sagt Unger. Unterdessen ist Stöcktes Ortsvorsteher Andreas Neven daran interessiert, dass die Vereine weiterhin im Dorfgemeinschaftshaus eine zweite Heimat haben: "Wir sind natürlich daran interessiert, dass es mit einem neuen Pächter weitergeht." In Bezug auf Horst Unger könne er sagen: "Wir sind immer hochzufrieden mit unserem Wirt gewesen." Neven, seit 1996 Ortsvorsteher, wolle und könne sich zum aktuellen Vertragsende nicht äußern. "Das ist eine Sache zwischen der Stadt und Herr Unger. Ich persönlich kenne die Gründe nicht."

Horst Unger möchte sich nun mehr ins Private zurückziehen. "Ich mache meinen Party-Service weiter und bleibe auch in Stöckte."