Mein guter Freund B., ein sensibler, engagierter Zeitgenosse, hatte kürzlich eine interessante Überlegung. Bei den kleinen Alltags-Problemen, die einem nun mal das Leben stellt, so ging es ihm durch den Kopf, könne man sich doch mal eine entspannter Grundhaltung angewöhnen, nach dem Motto “was soll's“.

Er habe das ausprobiert und sei überrascht von dem Effekt, teilte er schließlich mit. Alles verliere an Schwere. Entspannt registriert er nun, dass die Staubschicht zu dick, der Geschirrstapel zu hoch und der Kühlschrank immer noch leer seien. Alles nicht der Rede wert.

Sein Leben ist jetzt von ganz neuer Gelassenheit geprägt. Schließlich gibt es genug zu tun an anderen wichtigen "Baustellen" des täglichen Lebens um uns herum - was zählt da schon seine eigene kleine Befindlichkeit?

Recht hat er. Sich woanders einsetzen, reguliert den eigenen, engen Blickwinkel auf die hauseigene Staubschicht. Man kann von sich selbst absehen, indem man auf andere sieht. Vielleicht der alten Dame in der Nachbarschaft ein paar Stunden widmet, in der Kleiderausgabe vor Ort aushilft, im Kindergarten vorliest. Überall dort aktiv wird, wo es sehr wohl der Rede wert ist. Diese Orte liegen nicht auf der Hand, aber vielleicht vor der Tür.

Und eines weiß ich genau: wenn ich B. das nächste Mal besuche, wird der Kühlschrank lecker gefüllt und der Geschirrberg abgetragen sein. Obwohl das wirklich nicht der Rede wert ist bei allem, was er sonst so schafft.