Landkreis: Holger Mayer von der BI rechnet der Süderelbe AG vor, dass 36 Hektar den Bedarf decken.

Winsen. Das Koplas-Gutachten, das dem Landkreis Harburg jetzt in seiner endgültigen Fassung vorliegt, scheint den Bürgerinitiativen, die gegen die Logistikansiedlungen im Landkreis Harburg kämpfen, Rückenwind zu geben. Sie nehmen die 273 Seiten starke Studie zur "Logistikwirtschaft in der Metropolregion Hamburg" zum Anlass, den Rücktritt von Jochen Winand, Vorstandsvorsitzender der Süderelbe AG, zu fordern. Die Süderelbe AG vermarktet unter anderem die Logistikflächen in Tangendorf und Mienenbüttel, und dies derzeit mit mäßigem Erfolg. "In dieser Studie wird der Bedarf an Logistikflächen im Landkreis Harburg bis zum Jahr 2015 auf 36 Hektar prognostiziert. Gleichzeitig besteht im Landkreis laut Studie ein für Logistikansiedlungen verfügbarer Bestand von 200 Hektar Gewerbeflächen", sagt Holger Mayer von der Bürgerinitiative Thieshope, die gegen die geplanten Logistikflächen in Tangendorf kämpft.

Mayer kommt bei der vom Land Niedersachsen bei dem Gutachter-Büro SCI/Verkehr in Auftrag gegebenen Studie zu dem Ergebnis, im Landkreis Harburg sei, was die Ausweisung an Logistikflächen angeht, weit über das Ziel hinaus geschossen worden. "Und das mit verheerenden finanziellen Folgen für die Gemeinden, die teilweise vor immensen Planungskosten stehen und einige Flächen vorfinanziert haben. Nach diesem Gutachten hätte der Landkreis Harburg allein mit Mienenbüttel weit mehr als den benötigten Flächenbedarf gedeckt", so Meyer weiter.

In Mienenbüttel wurden 80 Hektar Gewerbegebiet ausgewiesen. Auf der anderen Seite der Autobahn 1, im Gewerbegebiet Wennerstorf, wurden rund 20 Hektar von der Hamburger Erschließungsfirma Ixocon bereits bebaut. Die Hallen stehen seit Monaten leer, nachdem der letzte Mieter wegen der Finanzkrise ausgezogen ist. Von einem noch vor etwa einem Jahr von Ixocon angedachten Anbau ist schon lange keine Rede mehr.

"Unser Gutachten bestätigt dem Landkreis Harburg, dass er mit seinem Flächenangebot gut aufgestellt ist bis zum Jahr 2015. Man darf hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen", sagt Maria Leenen, Geschäftsführerin des Gutachter-Büros. "Wir haben 200 Hektar Fläche im Landkreis, die grundsätzlich für Logistik geeignet wären. Derzeit werden im Landkreis 143 Hektar zu diesem Zeitpunkt von Logistik genutzt. Wir erwarten bis zum Jahr 2015 eine bebaute Fläche von 158 Hektar für Logistikbetriebe. Es wird einen Gesamtzuwachs des Raumanspruchs bis 2015 von 36 Hektar geben. Dazu zählt der Bedarf aus dem Landkreis und aus Hamburg." Der Landkreis müsse keine weiteren Flächen für Logistik ausweisen. Sicherlich seien derzeit einige Leerstände zu verzeichnen, die bei genauerem Hinsehen aber nicht als dramatisch bewertet werden dürften, denn es sei damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach der Krise schnell wieder anziehe. Auch in der Logistik herrsche eine ständige Fluktuation.

Das Gutachten kommt auch zu dem Ergebnis, dass insbesondere der Landkreis Harburg wegen seiner Nähe zum Hamburger Hafen und wegen seiner Infrastruktur, dazu zählten vor allem die Autobahnen, auch weiterhin ein interessanter Standort für Logistiker sei.

Die Bürgerinitiativen sehen in dieser von der Süderelbe AG propagierten Clusterbildung nach wie vor eine große Gefahr für den Landkreis Harburg. Mayer: "Wir verweigern uns nicht einer sinnvollen wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Harburg und fordern deshalb eine geänderte Schwerpunktbildung. Wir erkennen deutlich den Bedarf der Förderung des Mittelstandes." Die Bürgerinitiativen fordern eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik. Mayer: "Die Bürgerinitiativen rufen alle Beteiligten in Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf, in dieser schwierigen Lage Differenzen beizulegen und einen gemeinsamen Neustart zu betreiben." Der Landkreis selbst sieht sich durch das Koplas-Gutachten aber in seiner Wirtschaftspolitik bestätigt. Kreishaussprecher Georg Krümpelmann: "Vor einigen Jahren war die Situation im Landkreis noch die, dass wir kaum der Nachfrage an Gewerbeflächen hätten nachkommen können. Das Gutachten sagt jetzt, wir, beziehungsweise die Gemeinden, hätten die Hausaufgaben gemacht. Die in der Studie erwähnten 200 Hektar Fläche sind ja nicht nur Logistikflächen, sondern auch Flächen, für kleine Gewerbebetriebe."