Ein Startschuss für ein Tostedter Stadtmarketing könnte das gewesen sein, was beim Frühstück des Werbekreises im Hotel Zum Meierhof diskutiert wurde. Thilo Ramms (35), Geschäftsführender Gesellschafter der Tostedter Firma Regecon, sprach über die Risiken und Perspektiven für den Standort Tostedt.

Tostedt. Bürgermeister Erwin Becker (CDU) will über das Thema nun im Gemeinderat und in den Ausschüssen beraten lassen, und Jürgen Salewsky, der Pressesprecher des Werbekreises, hofft, "dass wir den ersten Stein ins Rollen gebracht haben".

Die Probleme sind bekannt und beileibe nicht auf Tostedt beschränkt: Die Menschen stellen immer höhere Ansprüche an die Kommunen, in denen sie leben, arbeiten und einkaufen. "Weiche Standortfaktoren" wie Image, Lebensqualität und Kultur gewinnen an Bedeutung. Kommunen sollen vielfältige Angebote bereitstellen - vom Kindergartenplatz bis zum Hallenbad mit Wellnessqualität.

Dazu kommt eine wachsende Mobilität - andere Städte sind leichter erreichbar als früher, und zum Einkaufen werden teilweise große Entfernungen zurückgelegt. Ramms: "Fahrzeiten bis zu zwei Stunden sind keine Seltenheit." Dazu kommen die Aktivitäten in der Nachbarschaft - sei es im Harburger Phoenix-Center oder beim Einzelhandel in Lüneburg oder Buxtehude. Und wer in Hamburg arbeitet, der erledigt seine Einkäufe häufig auch gleich dort. So verkehrt sich der ursprüngliche Vorteil Tostedts - die Nähe zu Hamburg - zumindest partiell zu einem Nachteil. "Wenn viele auswärts arbeiten, geht der Umsatz im Einzelhandel zurück", betonte Thilo Ramms.

Ein weiterer Faktor ist der Wunsch vieler junger Leute, in Hamburg zu wohnen. Die Folgen: Die Einwohnerzahlen gehen zurück, das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Wenn Kaufkraft nicht am Ort gebunden werden kann, machen Läden zu, Immobilien stehen leer. Der Ort verliert weiter an Attraktivität, die Kommune büßt Steuereinnahmen ein, die nötig wären, um das Ruder herumzureißen.

In diesem Teufelskreis könne Stadtmarketing als ein Instrument "gegen den Niedergang" wirken. Im Gegensatz zu Einzelinitiativen wie Citymanagement, Einzelhandels- oder Tourismusmarketing sei das Stadtmarketing ein umfassendes Konzept, das alle Standortfaktoren berücksichtigt - vor allem den "Kunden". Es gehe darum, den Bürger, der wohnen, arbeiten und sich erholen will, als "Kunden" der Kommune zu entdecken

Und dies in einem nachhaltigen Prozess mit vielen Beteiligten: Stadtmarketing sollte "von möglichst vielen Akteuren mitgetragen werden". Politik, Verwaltung und Vereine müssten mitmachen. "Wir sind ganz am Anfang", so Ramms. Ein Leitbild müsse her: "Wo soll Tostedt in 20 oder 25 Jahren stehen?" Die überörtliche Wahrnehmung des Ortes müsse verändert und so attraktiv werden, dass Tostedt überregional Interesse findet. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen. Ramms: "Es bringt nichts, wenn der Werbekreis eine Strategie fährt und die Samtgemeinde eine andere." Wichtig seien ein gemeinsames Auftreten mit Logo, Slogan, einheitlichen Farben und einheitlich gestalteten Broschüren. Die Tostedter dürften sich das Ganze nicht zu leicht vorstellen: "Stadtmarketing ist kein Patentrezept, es kostet Geld und viel Arbeit. Und oft wird erst die Umsetzung des Konzeptes zum großen Problem." Thilo Ramms hat zumindest die gut 20 Anwesenden mit seinen Ausführungen erreicht. In der anschließenden Diskussion sprachen Teilnehmer von einem "Weckruf" und davon, dass "alle zusammenarbeiten" müssten. Bürgermeister Erwin Becker kündigte an, das Thema werde im Gemeinderat beraten.