Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Carola Veit will von der Behörde wissen, welche Schritte sie gegen den Geruch unternommen hat.

Rothenburgsort/Veddel. Auch in Rothenburgsort nehmen immer mehr Menschen "unangenehme Gerüche" wahr. Es riecht nach Kakao und verbrannter Schokolade. Wie bereits auf der Veddel sind sich die Betroffenen sicher, woher die Gerüche kommen: Von der Kakaofabrik auf der Peute - der Fabrik von Delfi Cocoa Europe am Einsiedeldeich 7-9.

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete für Rothenburgsort Carola Veit (36) fuhr am Sonnabend, 20. Februar, mit ihrem Sohn Paul (8) zu ihrem Abgeordnetenbüro am Vierländer Damm. "Mama, hier kriegt man ja gar nicht richtig Luft", beklagte sich der Junge auf der Straße. Von älteren Leuten weiß Carola Veit, dass sie "wegen des Gestanks nicht mehr im Entenwerder Park spazieren gehen".

Die Sozialdemokratin hat deshalb jetzt eine "Kleine Anfrage" in der Bürgerschaft gestellt: "Seit dem Herbst des letzten Jahres kommt es insbesondere im Bereich der Wohnbebauung auf der Veddel und in Rothenburgsort immer wieder zu einer extremen, unangenehmen und beißenden Geruchsbelästigung. Bürger haben sich bereits über Kopfschmerzen beschwert und darüber, dass sie sich nicht draußen aufhalten mögen. Der Gestank tritt auch am Wochenende auf." Carola Veit will von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) wissen, welche Schritte und Konsequenzen diese unternommen hat oder plant.

Auch der Veddeler Mitte-Bezirksabgeordnete Klaus Lübke (46, SPD) kennt die Gerüche, die von der Kakaofabrik ausgehen. "Manchmal riecht das ganz fein nach Schokolade", sagt der Wirtschaftsprüfer, "aber wenn der Geruch intensiver wird, dann verwandelt er sich in einen süßlichen Kadavergeruch."

Lübke hat den "unangenehmen Geruch" in den letzten Wochen "mehrfach wahrgenommen". Deshalb hat er sich telefonisch an das Schadensmanagement der BSU gewandt. "Ich fordere alle Bürger auf, sich immer dann, wenn es stinkt, mit genauer Zeit- und Datumsangabe bei der Behörde zu beschweren, damit der üble Gestank endlich ein Ende hat."

Das Schadensmanagement der BSU hat die Rufnummer 040/42840-2300 und ist montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr erreichbar. Außerhalb dieser Zeiten sind Beschwerden unter der Rufnummer 110 an den Lagedienst der Polizei zu richten - der Lagedienst informiert dann über Cityruf Mitarbeiter des Schadensmanagements. Auch die Bezirksversammlung Mitte hatte im Dezember einstimmig einen Beschluss gefasst - unter dem Motto "Es stinkt". Die Behörde hat jetzt geantwortet: "Die BSU hat keine Kenntnis von einer Häufung der Geruchsbeschwerden auf der Veddel. Der Nachweis der Emissionsbegrenzungen steht noch aus, da die Anlagen von Delfi Cocoa Europe erst zum 1. Januar in Betrieb genommen worden sind."

Dies ist eine Fehlinformation. "Die Produktion läuft seit Mai 2009 unter voller Auslastung", sagte Delfi-Finance Manager Bernd Sieksmeier dieser Zeitung im Dezember 2009 auf Anfrage. Das Unternehmen hat 150 neue Arbeitsplätze auf der Peute geschaffen. Sie produzieren im Mehrschichtbetrieb Kakaobutter, Kakaomasse und -pulver, die an die Schokoladenindustrie weltweit geliefert werden.

Der Manager sagte auch: "Die Verarbeitung von Kakaobohnen kann nirgendwo auf der Welt geruchsneutral durchgeführt werden." Der "Hauptemissionsschwerpunkt" der Delfi-Fabrik zeige laut einer Prognose "in Richtung Rothenburgsort und nicht in Richtung Veddel/Wilhelmsburg".

Die BSU schreibt, erst wenn weitere "Geruchsbeschwerden" eingehen, würde die Behörde "Geruchsbegehungen" vor Ort durchführen. Laut den Genehmigungsbescheinigungen dürften nur an "acht Prozent der Jahresstunden" Geruchsemissionen von der Kakaofabrik ausgehen, so die BSU. Der Bescheid geht allerdings davon aus, dass "von der Anlage angenehme Gerüche, im Sinne der Richtlinie, emittiert werden".