Wie schön ist doch ein neues Oberhemd. Makellos glatt gebügelt und professionell zusammengefaltet liegt es vor mir auf dem Tisch.

So ordentlich wird es nie wieder aussehen. Aber irgendwann möchte ich es doch anprobieren und mich mit dem neuen Stück im Spiegel begutachten. Ich muss richtig arbeiten, bis es so weit ist: Der Kragen ist innen mit Plastik und außen mit Pappe fixiert, mehrere Lagen Pappe und Papier müssen entfernt werden, und dann die vielen Stecknadeln: Am Kragen, an der Knopfleiste, an den Schultern, den Manschetten, hier waren wohl Hemd-Akupunkteure am Werk. Insgesamt 14 Nadeln liegen vor mir auf dem Tisch, als das Hemd endlich fertig zum Anprobieren ist.

Ich ziehe es also über, und au! Es waren doch 15 Nadeln, eine habe ich übersehen, und die piekt steckt jetzt in der Schulter. Also ziehe ich das Hemd wieder ganz vorsichtig aus, sonst bleibt die Nadel womöglich im Ohrläppchen stecken. Dann beginnt die Suche nach der Nadel, die Dinger sind wirklich klein und gemein, endlich habe ich sie. Noch einmal suche ich das ganze Hemd sorgfältig ab und finde Nummer 16. Glück gehabt! Soll ich mal verraten, wo ich die Nadeln den Leuten hineinpieken möchte, die sie so tückisch in meinem neuen Hemd versteckt haben? Lieber nicht, so etwas sollte man für sich behalten.