Ältere Menschen, die Lust haben, mit Drei- bis Sechsjährigen zu singen und zu spielen, sind immer willkommen.

Harburg. Weil gerade Winter ist, ist "Schneeflöckchen Weißröckchen" das erste Lied. Zuvor wird aber das wöchentliche Ritual zelebriert. Zunächst nennt jeder reihum seinen Namen. An diesem Tag nimmt die kleine Alisa danach ein dünnes Metallstäbchen in die Hand und lässt einen Ton erklingen. Für Ruhe brauchen die Erzieherinnen in der Kita Eddelbüttelstraße in dieser Stunde nicht sorgen. Von ganz allein stellt sich die Stille ein - jeder lauscht dem feinen, leisen Ton. Und dann beginnt Almut Hoffmann, eine Melodie zu summen. "Wer von euch weiß, welches Lied das ist?", fragt die 66-Jährige in die Stille hinein. Die kleine Pia meldet sich: "Das ist das Schneeflöckchenlied", sagt das Mädchen und fängt mit ihrem zarten Stimmchen an zu singen. Mit einem Nicken fordert Almut Hoffmann die anderen Kinder und die acht weiteren Singpaten auf, mit einzustimmen. Und dann werden gemeinsam alle vier Strophen gesungen - auch die kleinsten Sänger sind mit dabei.

"Canto elementar" heißt das seit dem Jahr 2007 laufende Projekt, bei dem sogenannte Singpaten regelmäßig einmal in der Woche mit Drei- bis Sechsjährigen in Hamburger Kindertagesstätten singen. Etwa 400 Singpaten sind derzeit in mehr als 60 Kitas in Hamburg regelmäßig zu Besuch. Das Besondere an dem Projekt ist der Ansatz, Generationen zu verbinden. Geschulte Senioren begeistern die Kinder mit alten deutschen Volksliedern, damit diese auch an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Auch in mehreren Harburger Kitas sind Singpaten regelmäßig zu Besuch. "Leider sind es nicht genug", merkt Maike Schwitale an. Sie ist unter anderem für die Organisation der Singgruppen in Harburg zuständig. Deshalb ist der Verein an der Aktion "Glücksbringer gesucht" beteiligt, die Ehrenamtliche für den Hamburger Süden sucht.

"Ein Traum wäre es, wenn wir für jeweils zwei Kinder einen Singpaten hätten. Dann wäre die Betreuung ideal", sagt die 48 Jahre alte Organisatorin. In der Kita Eddelbüttelstraße ist diese Voraussetzung nahezu erfüllt. "Wir sind meist neun Paten und etwa 20 Kinder singen mit, wenn keiner krank ist", sagt Christa Pahl. Und die Senioren sind nicht nur da, um mit den Kindern zu singen. Im Laufe der Zeit sind sie zu Bezugspersonen geworden, zwischendurch wird auch mal ein wenig gekuschelt. Stefan und Lukas haben sich an diesem Tag zu Klaus Minnack gesetzt, der wie selbstverständlich die Arme um die kleinen Jungen legt. "Langfristig baut sich ein Vertrauen zwischen den Kindern und uns auf", erklärt der 72-Jährige und lächelt. "Und es ist auch für uns ein schönes Gefühl, wenn wir diese Bestätigung bekommen."

Nahezu 40 Lieder hat die Singgruppe in ihrem Repertoire, alles deutsche Volkslieder. Bei "Häschen in der Grube", "Der Kuckuck und der Esel" und "Horch' was kommt von draußen rein" wird nicht nur gesungen, sondern auch in der Mitte des Kreise getanzt. "Es werden bewusst keine modernen Kinderlieder gesungen, weil auch die Volkslieder in Erinnerung bleiben sollen", sagt Maike Schwitale. "Bei uns wurde zu Hause ständig gesungen - heute wird meistens Fernsehen geschaut oder eine CD mit neuen Liedern gehört." Dass die Kinder den tieferen Sinn von Liedern wie "Die Gedanken sind frei" vielleicht nicht so ganz verstehen, ist jedoch nicht wichtig. Viel wichtiger sei es, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken, die Sprachentwicklung der Kinder mit Migrationshintergrund zu fördern. 80 Prozent sind es in der Harburger Kita. Und auch wenn die deutsche Sprache noch nicht ganz perfekt ist: Die Liedtexte sitzen. Um das Projekt weiter ausbauen zu können, benötigt Canto Elementar weitere Singpaten. Mitmachen kann jeder, der gerne singt und Freude daran hat, sich mit Kindern zu beschäftigen. Eine Kontaktaufnahme mit Maike Schwitale ist über Telefon040/60 81 01 98 möglich.

information@ilcantodelmondo.org