Vor Frühlingsbeginn. In den Bezirken Harburg und Mitte heulen Motorsägen. Bäume werden gefällt. In Wilhelmsburg wächst Widerstand.

Harburg/Wilhelmsburg. Die Zeit drängt. Bis zum 28. Februar dürfen nach dem neuen Bundesnaturschutzgesetz Bäume gefällt werden. Aber es gibt in diesem Jahr noch eine Ausnahme. Björn Marzahn, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU): "Bei allen Anträgen zum Baumfällen, die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes genehmigt wurden, gilt noch der 14. März als Zeitpunkt für das Ende der Arbeiten." Die beginnende Vegetationsperiode und die Brutzeit der Vögel sind fortan zu beachten.

In den Bezirken Mitte und Harburg werden derzeit noch größere Baumfällaktionen abgewickelt. Die größte Aktion läuft in Wilhelmsburg, wo auf dem Gelände der künftigen Internationalen Gartenschau 2013 (igs) - wie berichtet - in diesem Jahr 2235 Bäume abgesägt werden sollen. Es handelt sich um 40 Prozent aller auf dem igs-Gelände stehenden Bäume mit einem Stammdurchmesser von mehr als 25 Zentimeter Stammdurchmesser in Brusthöhe. 750 Bäume wurden bereits im vergangenen Jahr gefällt, weitere 300 sind für kommendes Jahr angekündigt. Dagegen regt sich zunehmend Widerstand bei Bewohnern und Naturschützern. Protestaktionen laufen. Auch im Naturschutzgebiet "Fischbeker Heide" werden die Motorsägen heulen. 900 Bäume sind im Abschnitt Scharpenbargsweg markiert, vorwiegend Nadelbäume.

Anwohner Walter Melingkat, der dort täglich mit seinem Hund spazieren geht, ist empört: "Wieso dürfen in einem Naturschutzgebiet Bäume gefällt werden? Das verstehe ich nicht." Björn Marzahn weist darauf hin, dass Naturschutz und Baumfällen durchaus vereinbar sind, beispielsweise zum Erhalt der Heideflächen. Beatrice Göhring, Sprecherin des Bezirksamts Harburg: "Vergangenen Sommer haben die Revierförster mit Vertretern der Fachausschüsse festgelegt, welche Bäume in der Fischbeker Heide gefällt werden sollen. Das Programm wurde anschließend mit dem Naturschutzamt der BSU abgestimmt. Laubbäume sollen sich besser entwickeln können. Die Waldrandgestaltung soll für die Entwicklung der Heide offener werden."

Von Montag, 22. Februar, bis Sonntag, 14. März, werden auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne in Fischbek 105 Bäume gefällt und gut 12 000 Quadratmeter Sträucher- und Gehölzflächen gerodet. Im weiteren Verlauf werden alte Kasernengebäude abgerissen und durch den Militärbetrieb verunreinigter Boden saniert (Wasserschutzgebiet Süderelbmarsch). Auf dem Gelände soll ein höherwertiges Wohngebiet mit Gewerberiegel zur B 73 entstehen.