Viele Führerscheinbewerber fürchten sich vor den Straßenbedingungen. Dabei können sie jetzt unter Anleitung Erfahrungen auf glatten Straßen sammeln.

Harburg. "Jetzt in den ersten Gang schalten und ganz langsam fahren", sagt Martin Drath (46) mit ruhiger Stimme. "Merkst du, wie es hier langsam rutschig wird?" Carina Freudenthal aus Harburg nickt. Die 22-Jährige nimmt den Fuß vom Gas und drückt vorsichtig aufs Bremspedal. Den Blick hat sie konzentriert auf die schneebedeckte Straße gerichtet. "Sehr gut!", lobt Martin Drath. Der Fahrlehrer ist mit seiner Schülerin auf der Ehestorfer Straße in den Harburger Bergen unterwegs.

Seit Wochen hält der Winter die Region fest im Griff, Gehwege sind von einer festgetretenen Schneeschicht überzogen, auf den Straßen haben sich tiefe Eisrinnen gebildet. In diesem harten Winter lassen sogar geübte Fahrer ihr Auto am liebsten stehen. Wie schwierig müssen dann die Witterungsverhältnisse erst für Fahranfänger sein? Da wundert es nicht, dass die Zahl der Anmeldungen in vielen Fahrschulen seit Anfang des Jahres rückläufig ist. "Dabei können junge Menschen gerade in diesem Winter unter Aufsicht und in Ruhe lernen, wie sie ein Fahrzeug auf widrigen Fahrbahnbelägen beherrschen", so Martin Drath.

Seine Fahrschule befindet sich in der Knoopstraße. Die ist geräumt. "Aber manchmal fahre ich mit Schülern ganz bewusst in schneereiche Gebiete wie die Harburger Berge." Wie fühlt sich das an, auf Schnee zu fahren, auch mal zu rutschen? Für den Notfall hat er mit seinen Schülern das Kommando "jetzt loslassen" abgesprochen. "Das heißt Hände weg vom Lenkrad, Füße weg von Gas und Bremse, jetzt übernehme ich."

Carina Freudenthal hat das Wetter nicht davon abgehalten sich in der Fahrschule Drath anzumelden. "So bin ich wenigstens auf den nächsten Winter vorbereitet", sagt sie. Freunde, die im Frühling und Sommer anfangen, werden es bei Eis und Schnee schwerer haben.

"Ich kann die Angst der jungen Menschen aber auch verstehen", sagt Axel Petersen (62), Inhaber der Fahrschule Rosemann in Harburg. Auch seine Schulwagen stehen bei diesem Wetter oft ungenutzt auf dem Parkplatz. "In der Regel bin ich täglich sechs bis acht Stunden unterwegs, seit Januar sind es zwei bis drei Stunden am Tag."

Eine wirtschaftliche Katastrophe sei der strenge Winter für die Fahrschulen aber noch nicht. "Die meisten Schüler schieben die Praxisstunden auf und machen erst einmal den Theorieunterricht." Aber auch hier kann Martin Darth seinen Schülern einiges über das richtige Straßenverhalten erzählen - zum Beispiel, dass man vor dem Losfahren checken sollte, ob Frostschutz in die Scheibenwaschanlage nachgefüllt werden muss, und dass man die Scheiben ganz vom Eis freikratzen sollte. Gibt es denn auch Bedingungen, unter denen er nicht losfahren würde? "Natürlich", so der Fahrlehrer, "bei Blitzeis hätten wir die Situation nicht mehr unter Kontrolle." Trotzdem, einiges kann in diesen kalten Tagen nicht geübt werden: Zum Beispiel das schnellere Fahren auf der Autobahn oder das richtige Einparken. "Null bis 30 Zentimeter vom Bordstein entfernt sollte der Wagen geparkt werden. Wenn man den vor lauter Schnee aber nicht sieht, ist das nicht möglich." Ein Problem, für das die meisten Prüfer aber Verständnis haben. Carina Freudenthal wird noch einige Fahrstunden brauchen, bis sie sich für die Fahrprüfung sicher genug fühlt. Bis dahin wird der Schnee aber ganz bestimmt geschmolzen sein.