“Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sprach über Nachhaltigkeit und Fairness.

Seevetal. Der Saal des Rail Info Centers war bis zum letzten Platz belegt. "Wir freuen uns, so einen hoch qualifizierten Redner gewonnen zu haben", sagte Superintendent Dirk Jäger nach der Begrüßung der Gäste aus Politik, Kirche, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft, auf dem Jahresempfang der Evangelisch-lutherischen Kirchenkreise Hittfeld und Winsen. Im Focus stand das Jahresthema des Kirchenkreises Hittfeld 2010: "Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Stärkung der Zivilgesellschaft - Werte, die uns wichtig sind" - und der prominente Redner des Abends.

Als der Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" und Fernsehmoderator Giovanni di Lorenzo ans Rednerpult trat, freute sich der knapp 1,70 große Journalist, die erste Hürde des Abends bereits überwunden zu haben: "Ich kann über das Rednerpult hinweg das Publikum sehen, das erleichtert mich." So viel Selbstironie kam an bei den Zuhörern. Das Thema seines Vortrags ebenso: "Auch unsere Generation hat Werte - aber welche?" Es werde seiner Generation, der 40- bis 50-Jährigen vorgeworfen, sie seien nur am eigenen Fortkommen interessiert. "Wir seien eine Generation von Weicheiern, desinteressiert an gesellschaftlichen Themen. Politik betreiben wir nur noch als Event."

Dabei beobachte der 48-Jährige in den letzten Jahren eine Rückbesinnung in der Politik auf alte Werte. Doch welche sind es, die seine Generation betreffen, von ihr vertreten und weiterentwickelt werden müssen? Im Verlauf seines Beitrages arbeitete di Lorenzo drei heraus: Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen, Fairness im Sinne der Chancengleichheit und Toleranz als Grundvoraussetzung einer pluralistischen Gesellschaft. Dabei gelang es dem Redner, Position zu beziehen und gleichzeitig in seinen Aussagen differenziert zu bleiben. Das brachte ihm viel Beifall ein. In einer anschließenden Fragerunde wurde er mit Themen wie zum Beispiel der aktuellen Sozialdebatte, ausgelöst durch die Aussage von Außenminister Guido Westerwelle, konfrontiert.

"Auch diese Fragen hat er sehr souverän beantwortet", betonte Superintendent Dirk Jäger im Anschluss an das offizielle Programm. "In dem Beitrag wurden genau die Werte unserer Zeit angesprochen, das hat mir gut gefallen", betonte Joachim Bordt (SPD), Landrat des Landkreises Harburg. Auch Ingrid Sobottka-Wermke, Superintendentin des Kirchenkreises Winsen, lobte den Vortag des Journalisten, nur bei dem Thema Trennung von Staat und Kirche sei sie anderer Meinung: "Kirche muss ein Recht haben, am gesellschaftlichen Diskurs Teil zu nehmen."