Michael Grosse-Brömer und Nicole Bracht-Bendt wollen sich in Berlin für Seevetal einsetzen und dort alternative Standorte anbieten.

Ramelsloh. Bei ihrem Widerstand gegen den geplanten Ausbau der Autobahnrastplätze bei Ramelsloh und Ohlendorf sind die Bürgerinitiative (BI) "Rastplatzwahnsinn", der Verein zur Erhaltung gesunden Lebensraumes und die Gemeinde Seevetal einen wichtigen Schritt weiter gekommen: Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Andreas Scheuer (CSU), wird eine Delegation aus dem Landkreis Harburg in etwa 14 Tagen in Berlin empfangen. Das sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Grosse-Brömer aus Buchholz.

Etwa 200 Menschen haben am Freitag auf der Autobahnbrücke Buchwedelweg in Ramelsloh über der A 7 demonstriert. Überrascht von der Menschenmenge über ihnen, nahmen viele Autofahrer den Fuß vom Gas. Anwohner und Seevetaler Politiker äußerten mit der Demo ihren Unmut gegen die geplanten zusätzlichen Lkw-Parkplätze an den Raststätten Hasselhöhe und Seevetal-Ost sowie den Neubau einer zusätzlichen Raststätte "Elbmarsch".

Der Protest an diesem ungewöhnlichen Versammlungsort war gleichzeitig eine Kundgebung. Die beiden Bundestagsabgeordneten Nicole Bracht-Bendt (FDP) aus Buchholz und Michael Grosse-Brömer aus Brackel wollten den Seevetalern deutlich machen: "Wir sind ihre Interessenvertreter in Berlin!" Mit ihnen kam der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Döring, bei Schneetreiben mit auf die Brücke.

Die Bundestagsabgeordneten machten dabei Neues öffentlich: Laut Patrick Döring würden vor Ramelsloh und Ohlendorf nur insgesamt acht Hektar für zusätzliche Lkw-Plätze bebaut. Bisher sind die Bürger davon ausgegangen, der ganze knapp 19 Hektar große "Suchraum", der in den Plänen veröffentlicht ist, werde benötigt. Der FDP-Verkehrspolitiker beruft sich auf ein Schreiben der Präsidentin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

Nach Meinung der Seevetaler seien auch diese acht zusätzlichen Hektar Lkw-Parkplätze zu viel: Seevetal könne keine zusätzlichen Belastungen mehr aufnehmen, sagte Bürgermeister Günter Schwarz (SPD). Die Pläne seien "ein bisschen menschenverachtend. "Sie werden keine lautere Gemeinde finden", heißt es in einer 35 Seiten starken Argumentationshilfe der BI "Rastplatzwahnsinn", die BI-Sprecher Reinhard Crasemann am Freitag an die Bundestagsabgeordneten verteilte. Landrat Joachim Bordt (FDP) sagte Unterstützung zu: "Der Landkreis wird sich dafür einsetzen, dass nichts passieren wird, was mit den Belangen der Menschen nicht vereinbar ist." Ein grundsätzliches Nein zu zusätzlichen Lkw-Parkplätzen sagte Joachim Bordt aber nicht.

Die Strategie bei dem Gespräch im Bundesverkehrsministerium könnte sich Michael Grosse-Brömer so vorstellen: Zunächst sollen dem Staatssekretär Alternativstandorte schmackhaft gemacht werden. Zum Beispiel Walsrode. Das sagte Grosse-Brömer nach der Demo in kleinerer Runde mit Anliegern nahe der Raststätte Hasselhöhe. Zumindest müssten die Flächen für den Parkplatz und den ökologischen Ausgleich getauscht werden. Das würde die Lkw von den Häusern der Waldsiedlung in Ramelsloh fernhalten.

Die BI "Rastplatzwahnsinn" schlägt zahlreiche Alternativstandorte vor, die Menschen weniger belasten würden. Die BI hält zusätzliche Lkw-Parkplätze in Fahrtrichtung Norden auf der A7 bei Thieshope (4,8 Kilometer entfernt von Ramelsloh), zwischen Toppenstedt und Garlstorf (neun Kilometer entfernt) oder an der Ahrbachkate (elf Kilometer entfernt) für sinnvoller. In Richtung Süden sei laut BI ein nur ein Kilometer entferntes Feld- und Waldstück denkbar. Bispingen hält die BI für besonders geeignet. Die 28 Kilometer entfernte Stadt habe einen Mega-Rastplatz ohne angrenzende Wohnbebauung und wolle seine Freizeit- und Einkaufsinfrastruktur noch ausbauen. In Bispingen, so das Kalkül, sei kein Widerstand wie in Seevetal zu befürchten. Zum Abschied sagte Döring zu Reinhard Crasemann: "Diese Bürgerinitiative hier ist wohltuend konstruktiv."