75 Männer, Frauen und Kinder haben am Sonnabend in Klecken einer Eiche eine Liebeserklärung gemacht: Sie hängten rote Papierherzen und Luftballons an den etwa 150 Jahre alten Baum auf dem ehemaligen Sparmarkt-Gelände an der Hittfelder Straße.

Klecken. Zu der ungewöhnlichen Aktion einen Tag vor dem Valentinstag hatte die Bürgerinitiative (BI) "Nahversorgung Klecken Eckel/Ja, aber richtig!" aufgerufen. Bei ungemütlich feuchtem Winterwetter spendierte die BI 40 Liter heißen Punsch und Kekse.

Darum lieben die Kleckener diese Eiche so sehr: Der mächtige Baum gilt als Bollwerk gegen einen möglichen Bau eines Lidl-Marktes, den die große Mehrheit der Bevölkerung im Ort nicht will. Die Discounterkette hat beantragt, den Baum fällen zu dürfen. Nach BI-Angaben lehne die Gemeinde Rosengarten jedoch ein Abholzen ab. Nach Rechtsauffassung der Verwaltung stehe die Baumschutzsatzung der Gemeinde dem entgegen. Einige BI-Mitstreiter sind skeptischer: Sie meinen, Lidl könnte wegen Ausnahmeklauseln in der Baumschutzsatzung womöglich doch eine Fällung vor Gericht durchboxen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Die Bürgerinitiative kämpft gegen den Lidl-Markt, weil sie ihr ursprüngliches Ziel gefährdet sieht: den Bau eines Rewe-Marktes am Kleckener Geschäftsstandort "Landhaus". Obwohl der Gemeinderat inzwischen den Weg für einen Bebauungsplan für ein Nahversorgungszentrum am "Landhaus" frei gemacht hat, zögere die Rewe nach Informationen der Bürgerinitiative noch, ihren Projektentwickler Procom mit dem Bau eines Supermarktes zu beauftragen. Die Rewe halte einen zweiten Lebensmittelmarkt zusätzlich zu Lidl in Klecken für nicht wirtschaftlich.

Wie weit ist Lidl mit seinem Vorhaben in Klecken? Der Discountergigant hat vom Landkreis Harburg einen Bauvorbescheid für einen Markt mit 799 Quadratmeter Verkaufsfläche an der Hittfelder Straße erhalten. "Das hat rechtsverbindlichen Charakter", sagt Rosengartens Bürgermeister Dietmar Stadie (SPD). Ein positiver Bauvorbescheid habe schon "etwas von einer Baugenehmigung."

Lidl hat offenbar aber noch nicht das frühere Sparmarkt-Gelände erworben. Zumindest wissen weder Bürgermeister Stadie noch die BI davon. Das Maklerbüro Peter A. Wilke aus Klecken bietet das Grundstück und das Gebäude auch noch im Internet an. Der Preis: insgesamt 440 000 Euro. Laut Dietmar Stadie sei es rechtlich zulässig, dass Lidl die Fällung der Eiche beantragt habe, ohne Eigentümer des Grundstücks zu sein.

Der Sprecher der Bürgerinitiative, Heiko Delventhal, vermutet in dem Verhalten der Discounterkette ein Pokerspiel: Lidl, so sagt er, wolle das Vorhaben seines Konkurrenten Rewe stören. Und schließlich selbst einen viel größeren Markt am "Landhaus" bauen. Der Kampf der Lebensmittelriesen in Klecken spiegelt sich inzwischen auch an der alten Eiche wider: Die Bürger haben neben den Valentinstag-Herzen auch rote Rewe-Luftballons in die Zweige gehängt.