Frohsinn bei Frost: 16 000 Menschen haben nach Angaben der Polizei am Sonntagnachmittag den Stöckter Faslam gefeiert.

Winsen. Bei der größten Narrenparade im Süden Hamburgs zogen die Faslamsbrüder Stöckte mit 21 Themenwagen und weiteren sechs Gastwagen zum Winsener Rathaus, um die Macht zu übernehmen. Da tanzten sogar rund 30 Michael Jacksons den "Moonwalk".

Winsen am Sonntag gegen 14 Uhr: Bonbons, Popcorn-Tüten und sogar kleine Schnapsflaschen fliegen durch die Luft. Männer, Frauen und Kinder stehen mit aufgespannten Regenschirmen an Fenstern und auf der Straße und fangen so die Leckereien auf - alles wie in den Karnevalshochburgen Köln oder Mainz.

Die Narren sind los - und die Kreisstadt ist im Ausnahmezustand. Mit kernigen Slogans, die Wahlkämpfer in den Parteizentralen vor Neid erblassen lässt, gewinnen die Faslamsbrüder die Sympathien der Bevölkerung: "Lieber Kümmel statt Krümmel", sagen die Narren zu dem Pannenreaktor auf der andere Elbseite.

Die Politik bekommt ihr Fett weg: In Wolken aus weißem Rauch tanzen Schutzengel - ein Seitenhieb auf die geplante Erdgasleitung, die Stöckte durchqueren soll. Die Narren nehmen auch das Streusalzdesaster in diesem Winter aufs Korn. Der Klimawandel ist offenbar kein Problem: "Die Eisbären lernen Wellenreiten, während wir uns übers Klima streiten", ist die Botschaft eines Themenwagens. Ein Umzugswagen zeigt einen überdimensionalen Nacktscanner. Noch mehr unter die Gürtellinie geht eine andere Narretei: "No Sex, no Drugs, nur Blasmusik", ist das doppeldeutige Motto.

Der Norden feiert nicht Karneval, er feiert Faslam. Wie der Karneval oder die Fastnacht ist es ein Fest zur Austreibung der bösen Wintergeister. Die Tradition in den Dörfern der Elbmarsch und der Nordheide geht irgendwann in das 19. Jahrhundert zurück. Ältere Stöckter erzählen, dass der Faslam im Dorf weit vor dem Ersten Weltkrieg gefeiert wurde. Der erste Umzug wurde1949 organisiert.