Oliver ist ein Schuft, der Herr im Designer-Wintermantel muss die Einladung seines Geschäftsfreundes für morgen leider absagen, die Frau mit dem dunkelblauen Hut hat für das Wochenende sechs Leute zum Grünkohlessen eingeladen, und der Junge mit dem Kapuzen-Sweatshirt trifft sich heute Abend mit seiner Clique.

Das alles habe ich während einer S-Bahnfahrt von Harburg zum Hauptbahnhof erfahren. Ständig klingelte irgendwo im Abteil ein Handy, und dann durfte ich Beziehungsdramen, geschäftliche Verabredungen, Hausfrauen-Klönschnack und Neues aus der Jugendszene miterleben. Handy-Gespräche werden fast immer besonders laut geführt, warum eigentlich?

Bei der jungen Frau mit ihrem hundsgemeinen Freund Oliver konnte ich das noch versehen, sie war wütend. Aber warum musste der elegante Geschäftsmann seine Verabredung in Überlautstärke absagen? Wenn sein Gesprächspartner nicht allzu weit von der S-Bahnstrecke entfernt wohnt, hätte er die Absage auch ohne Telefon hinüber bölken können. Und wenn die Grünkohl-Köchin immer so laut redet, möchte ich bei ihr lieber nicht zum Essen eingeladen werden. Der Junge mit seiner Clique ist dort vielleicht der Boss und muss sich deshalb so laut Gehör verschaffen. Wenn mein Handy geklingelt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch ziemlich laut geworden. Allerdings nur, um die anderen Laut-Sprecher zu übertönen.