Sie ist ein untrügliches Zeichen des Frohsinns in unserer Straße. Bei Eis und Schnee, unter sommerlicher Sonne wie auch im windigen Herbst, ist sie Zeugnis von Optimismus und Outdoorgefühl: die gelbe Tischdecke.

Aus wetterfestem Material, umhüllt sie einen vermutlich schlichten runden Plastikgartentisch, liegt mal exakt und mittig auf dem meterrunden Durchmesser, mal mit leicht windschiefer Seitenneigung. Ihr Lebensraum ist ein kleiner Vorgarten, das ganze Jahr hindurch.

Ich sehe sie täglich. Ob zu Fuß, per Rad oder motorisiert: An der gelben Decke kommt niemand aus meiner Nachbarschaft vorbei. Will man in unsere Straße einbiegen, grüßt sie direkt aus dem Vorgarten heraus. Ihr Farbton trifft ins Auge. Er ist nicht von Zurückhaltung geprägt, er macht das Warten auf den Sommer, auf Erdbeerbowle und laue Nächte deutlich. Indes: Sehr selten sehe ich je jemanden an dem freundlichen Sonnenton sitzen. Dabei ist Gelb doch die Farbe der Kommunikation. Andererseits: Es mag mit dieser Tischdecke ja sein, wie mit anderen Dingen, die auf ihren Einsatz warten. Ich war in diesem Winter ja auch noch nicht Schlitten fahren. Habe noch kein Schach gespielt, obwohl die langen Abende dazu prädestiniert sind. Nicht den Kamin angemacht. Aber allein die Möglichkeit! Die Möglichkeit, die die Dinge in sich tragen, ist oftmals ebenso faszinierend wie die Realität. In diesem Sinne bringt mich das nachbarliche Gelb jeden Tag auf den schönen Gedanken, dass irgendwann Sommer ist.