Weißer Schimmel, das ist ja wohl eine klassische Tautologie - ein Overkill an Information, der sich letztendlich selbst und ohne Mehrwert verdoppelt: Ein Schimmel ist per se weiß.

Was macht der weiße Schimmel nun aber in der Sammlung Falckenberg in Harburg? Die Kuratorinnen Nicola Torke und Christoph Grau wollen mit der Gruppenausstellung "Weißer Schimmel" - Untertitel "You can observe a lot by watching" die Kategorien der Bewertung von Kunst hinterfragen: Der Händler schielt auf die Preise, für den Historiker zählen Stile und Epochen, für Theoretiker und Kritiker macht Kunst erst ab einem gewissen Diskurs- und Reflexionsniveau Spaß - und so hat jeder im System "Kunst" seine kleine Nischenexistenz mit einem gewissen Radius und Blickwinkel. Ob man damit so etwas wie dem Wesen der Kunst gerecht wird, geht in der allgemeinen Geschäftigkeit unter.

Die Ausstellung mit dem englischen Untertitel "You can observe a lot by watching" unternimmt nun den Versuch, Kunstwerke jenseits dieser Bewertungscharts in eine andere, nämlich sich aus den Kunstwerken selbst und ihrer immanenten Logik ergebende Ordnung zu bringen. Dabei treffen Künstler von internationalem Rang auf junge Hamburger Positionen. Ausgehend vom Bestand der renommierten Falckenberg-Sammlung entwickelt das Kuratoren-Team Torke und Grau auf 4000 Quadratmetern einen stimmigen Dialog. Merke: Es kommt auf den Zuschnitt an, mit dem wir etwas begegnen lassen.

Unter den Exponaten Werke von Werner Büttner, Paul McCarthy, Georg Herold, Mike Kelley, Martin Kippenberger, Markus Oehlen, Raymond Pettibon, Robert Rauschenberg und Cindy Sherman, aber auch Werke von Hanne Darboven, Anna Oppermann, Dieter Roth und junge Positionen. Die Werke sind einander so subtil gegenübergestellt, dass ein neues Sehereignis möglich ist. Vernissage 12. Februar, 19 bis 23. Bis 11. April. Führungen sonnabends um 15 und 17 Uhr. Kontakt und Anmeldung Tel. 32 50 67 62.

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