Es geht das Gerücht um, dass sich alle Mütter Enkelkinder wünschen. Ja, es heißt sogar, dass sie schon am Tag der Hochzeit ihrer Kinder nichts anderes im Sinn hätten als Enkelkinder.

Ich kann das nicht wirklich beurteilen, denn bei mir ist das nicht so. Aber nehmen wir einmal diese kleine Geschichte lang an, dass es so ist, denn ich hätte da ein passendes Beispiel zu bieten. Es stammt aus einer Familie, in der alle irgendwie was mit Zähnen zu tun haben, alle Berufe querbeet. Deshalb hingen auch auf der Hochzeitsfeier eines Paares lauter Gebisse auf der Leine.

Neben all diesen Gebissen wurde eben doch der erwartete Kindersegen durch einen Storch symbolisiert, der auf dem Dachfirst thronte und ganz eindeutig Kindersegen spendend und nicht anders zu interpretieren war. Es muss eine lustige Hochzeit gewesen sein zwischen Storch und Gebiss - zumal der Volksmund mit seiner Aussage, wir Frauen würden vom Storch ins Bein gebissen, damit trefflich umgesetzt war. Was soll ich sagen? Der Storch hat in dem Fall gebissen, ganze dreimal hintereinander, und die Früchte seiner Arbeit genießen heute das Leben als Teenager.

Als eine Freundin diese Geschichte hört, seufzt sie laut und vernehmlich und berichtet von den Erfahrungen mit ihren Kindern: "Wisst ihr, ich hätte drei Störche auf das Dach stellen können, dazu noch drei auf den Rasen, drei in die Hecke und drei vor das Schlafzimmerfenster - es hätte nichts genützt!" Sie merken, wir nähern uns wieder dem Anfang der Geschichte. Diese Mutter wäre gerne Großmutter geworden. Da musste ich ihr allerdings den einen entscheidenden Vorwurf machen: Du hast vergessen - ein Storch alleine auf dem Dach nützt nichts, die Gebisse auf der Leine haben bei der Hochzeit gefehlt! So ist das mit der menschlichen Fortpflanzung, sie gibt uns immer wieder neue Rätsel auf und fordert die gesamte Familie von Anfang an zu kreativen und sportlichen Höchstleistungen heraus.