Das 5,7-Millionen-Euro-Projekt soll die Entwicklung der Ernährungsindustrie zeigen. Einmalig ist der “Bioland“-zertifizierte Parkplatz.

Ehestorf. 190 000 Menschen haben in 2009 das Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf besucht. Damit ist die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Einen kräftigen Besucheranstieg erwartet Museumsdirektor Dr. Rolf Wiese ab Mai 2012: Dann wird das Agrarium am Kiekeberg eröffnen, eine Art Science Center für Ernährung und Landwirtschaft. Mindestens 30 000 bis 40 000 zusätzliche Besucher pro Jahr soll die Erlebniswelt bringen.

Das Agrarium ist das größte Projekt in der Geschichte des Museums überhaupt. Insgesamt 5,7 Millionen Euro kostet der Bau mit 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die EU beteiligt sich mit 3,5 Millionen Euro daran. Der Landkreis Harburg bezuschusst den Betrieb der neuen Touristenattraktion mit 1,75 Millionen Euro im Jahr. Vorausgesetzt: Das Museum schafft es, sein Stiftungskapital jedes Jahr um 100 000 Euro aufzustocken.

Das Agrarium baut das Harburger Unternehmen August Prien. Die Grundsteinlegung soll im März sein. Der architektonisch spannendste Gebäudeteil wird ein gläserner Ausstellungsturm mit Traktoren sein. Die Besucher werden die Entwicklung der Ernährungsindustrie nachvollziehen können. Das Science Center wird sich mit Fertigprodukten von heute auseinandersetzen. Kochkurse sind geplant. Mit Eröffnung des Agrariums steigt voraussichtlich der Eintritt (zurzeit sieben Euro) ins Freilichtmuseum. Besucher unter 18 Jahren sollen weiter freien Eintritt haben.

Das Freilichtmuseum erhält eine völlig neue "Eingangspforte", den sogenannten "Entdeckergarten". Auf 40 000 Quadratmetern können hier die Besucher ihre Autos abstellen - inmitten von Obstbäumen und herumlaufenden Schafen und Ziegen. "Das wird der erste 'Bioland'-zertifizierte Parkplatz Deutschlands", sagt Rolf Wiese. 680 000 Euro kostet der Autogarten. Baubeginn ist im Juli oder August.

Auch das wird neu: Der Museumsladen wird größer und erhält ein Jugendstil-Ambiente. Die Einrichtung stammt aus einem Kolonialwarenladen von 1911. Zurzeit ist das Geschäft noch Baustelle. Neueröffnung ist im April. "Das wird der schönste Museumsladen Deutschlands", schwärmt Heiner Schönecke, Vorsitzender des Museumsfördervereins.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg expandiert - auch, weil die Konkurrenz "aufrüstet". Bei den beiden Tierparks im Landkreis Harburg tue sich viel, so Rolf Wiese. Er verweist auch auf das Helms-Museum in Harburg, das mehrere Millionen Euro investiert habe. Mit Blick auf die größer gewordene Konkurrenz bewertet der Kiekeberg-Direktor die stagnierenden Besucherzahlen in 2009 als ein "eigentlich Super-Ergebnis". Die Besucherzahlen des Museums und seiner Außenstellen in 2009: Freilichtmuseum am Kiekeberg (190 000), Kunststätte Bossard (15 000), Museumsbauernhof Wennerstorf (10 800), Feuerwehrmuseum Marxen (2740), Mühlenmuseum Moisburg (4000), Ziegelei Rusch in Kehdingen (2000).

Premieren am Kiekeberg in 2010: ein Vespa-Treffen (5. Juni), mit mehr als 500 Motorrollern. Neu ist auch der Aktionstag "Aus Pütt und Pann" (14. November) mit norddeutschen Winterleckereien von früher.