Erst wurde nur der Baustart verschoben, jetzt wird gar nichts mehr gebaut: Das rheinländische Familienunternehmen Offergeld gibt seinen Plan auf, im Winsener Gewerbegebiet Luhdorf ein Logistikzentrum zu errichten.

Winsen. Das bestätigte Christian Riech, Erster Stadtrat in Winsen, auf Nachfrage der Harburger Rundschau. Als Grund habe das Unternehmen die Wirtschaftskrise angegeben.

Das europaweit agierende Unternehmen hatte im Februar 2008 ein 70 000 Quadratmeter großes Grundstück im Luhdorfer Gewerbegebiet gekauft, um dort ein Logistikzentrum aufzubauen. Zudem sicherten sich die Rheinländer die Option auf weitere 63 000 Quadratmeter. 300 Arbeitsplätze sollten im Zuge der Neuansiedlung geschaffen werden.

"Doch nun", so Riech, "hat die Wirtschaftskrise dem Unternehmen das Geschäft verhagelt". Mehrere Kunden seien abgesprungen. Bereits im November 2008, als die Finanzflaute begann, bat Offergeld um zeitlichen Aufschub für den Bau der Halle. Damals sagte Rolf-Dieter Köster als Mitglied der Geschäftsleitung: "Dass der Baugrund bebaut wird, ist unstrittig. Winsen ist ein attraktiver Standort." Aber Christian Riech bestätigt: "Das Unternehmen will von einem Neubau Abstand nehmen und das Gelände an die Stadt zurückgeben."

Doch der Winsener Verwaltungsausschuss sprach sich jüngst gegen die Rückabwicklung des Grundstücksverkaufs aus. Die nach wie vor brachliegende Fläche südlich der Autobahn 250 soll weiter im Besitz der Logistikfirma bleiben. "Offergeld hat noch bis Mitte 2010 Zeit, mit dem Bau zu beginnen. Doch ob das realistisch ist, wage ich zu bezweifeln", sagt Riech. Sanktionen für den Verstoß gegen diese Vertragsklausel gebe es aber nicht. Offergeld könne das Grundstück weiter veräußern, sei selbst für die Vermarktung zuständig. Zum aktuellen Vorgang sagt Jürgen Meisler aus der Offergeld-Zentrale: "Auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung haben wir unser Engagement am Standort Winsen zurückgestellt, um es in seiner Gesamtheit neu zu positionieren. Zum gegebenen Zeitpunkt werden wir Entscheidungen hinsichtlich der Verwendung des Grundstücks treffen."

Der Offergeld-Rückzug ist nicht die einzige Pleite auf dem Logistiksektor. Im Zuge der Wirtschaftskrise stöhnt die gesamte Branche. Erst kürzlich zogen die einzigen Mieter des Logistik-Parks Wennerstorf aus und hinterließen 16 000 Quadratmeter Lagerfläche. Im Hamburger Hafen stehen viele Hallen leer (die Rundschau berichtete).

Und auch das Bauunternehmen HochTief, das eine acht Hektar große Fläche im Luhdorfer Gewerbegebiet kaufen wollte, um dort eine Logistikhalle zu errichten, konnte sich bislang nicht zu einer Entscheidung durchringen. "Es gibt zwar weiter Interesse, aber zu einem Vertragsabschluss ist es bislang nicht gekommen", sagt Christian Riech. "Momentan tun sich alle schwer."

Dennoch, so der Erste Stadtrat, sei die Winsener Verwaltung mit der bisherigen Auslastung des Gewerbegebiets zufrieden. Von 40 Hektar seien 30 Prozent vermarktet. "Wir stehen kurz vor dem Abschluss mit einem weiteren Interessenten", sagt Riech. Namen wolle er vor Vertragsunterzeichnung nicht nennen, aber es handele sich um einen Interessenten aus dem Einrichtungs- und Möbel-Metier.

Nördlich der Autobahn, im Winsener Gewerbegebiet Ost, sei hingegen das vorletzte Grundstück verkauft. Trotz aller Hiobsbotschaften gehe Winsen gut aufgestellt in das Jahr 2010.